Umsatz und Gewinn stiegen im dritten Quartal leicht

Oracle rechnet mit Stagnation

28.03.2003
MÜNCHEN (CW) - Trotz sinkender Einnahmen aus dem Neugeschäft mit Softwarelizenzen konnte Oracle Umsatz und Gewinn im dritten Quartal steigern. Wegen der unsicheren politischen Lage gab Finanzchef Jeffrey Henley einen verhaltenen Ausblick auf die künftige Entwicklung.

Gegenüber dem Vorjahresquartal wuchs der Nettogewinn des weltweit drittgrößten Softwareherstellers um zwölf Prozent auf 571,3 Millionen Dollar (elf Cent je Aktie). Finanzanalysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Der Umsatz lag bei 2,3 Milliarden Dollar, eine Steigerung um zwei Prozent. Zuvor waren die Einnahmen sechs Quartale in Folge gesunken.

Die Zuwächse entfallen allerdings zum größten Teil auf Upgrades bereits verkaufter Softwarelizenzen sowie auf Einnahmen aus Support-Dienstleistungen. In seinem Kerngeschäft mit Datenbanken verzeichnet Oracle einen Umsatzrückgang um vier Prozent. In stärkerem Maße als andere Softwareanbieter ist der Hersteller in diesem Segment von Großaufträgen mit Highend-Installationen abhängig. Damit verbunden sind in der Regel auch erhebliche Serviceumsätze. Doch eben diese Big Deals sind selten geworden. Hinzu kommt, dass sich Oracle im Lowend einem heftigen Preiskrieg mit dem Konkurrenten Microsoft ausgesetzt sieht.

Nach Berechnungen von IDC ist Oracles Anteil am Markt für relationale Datenbanken im Jahr 2002 weltweit von 41,7 auf 39,4 Prozent gesunken. Microsoft hingegen konnte seinen Marktanteil von 9,7 Prozent auf 11,1 Prozent steigern; auch IBM legte mit seinen DB2-Produkten von 31,6 Prozent auf 33 Prozent zu. Schätzungen zufolge erwirtschaftet Oracle noch immer rund 80 Prozent seiner gesamten Einnahmen aus dem Verkauf und der Wartung seiner Datenbanksoftware.

Zwar gehen einige Analysten davon aus, dass im Zuge einer wieder anziehenden Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte bisher verschobene Investitionen nachgeholt werden. Aber diese Prognosen sind unsicher und dürften Oracle zumindest kurzfristig kaum weiterhelfen.

Sorgen bereitet Investoren auch der vierprozentige Verkaufsrückgang bei neuen Softwarelizenzen. Diese Zahl dient als Gradmesser für künftige Einnahmen und belegt, dass Oracle entgegen eigenen Verlautbarungen offensichtlich Schwierigkeiten hat, neue Kunden zu akquirieren. Besonders schmerzlich ist dabei der um fünf Prozent gesunkene Umsatz im Applikationsgeschäft, einem Segment, in dem sich der US-Anbieter mit Schwergewichten wie SAP, Siebel und Peoplesoft messen will.

Finanzchef Henley erklärte dazu, die ersten beiden Monate des Ende Februar abgeschlossenen Quartals seien gut angelaufen, dann aber habe sich die wachsende Unsicherheit infolge der Irak-Krise bemerkbar gemacht. Aus diesem Grund sei auch eine genaue Prognose der nächsten Quartalsergebnisse nicht möglich. Seinen Schätzungen zufolge könne sich der Umsatz im vierten Quartal zwischen einem sechsprozentigen Rückgang und einer zweiprozentigen Zunahme bewegen. Der Gewinn pro Aktie werde dabei zwischen zwölf und 15 Cent liegen.

CEO Larry Ellison hingegen übte sich in Optimismus. Insbesondere das Outsourcing-Geschäft mit der "Oracle E-Business Suite" habe in der vergangenen Abrechnungsperiode hohe Zuwächse erzielt. Gerade in schlechten Zeiten interessierten sich immer mehr Kunden für die Auslagerung von IT-Systemen. (wh)