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Oracle prahlt mit europäischen Appserver-Erfolgen

16.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Oracle hat gestern erklärt, es habe den Konkurrenten Sun Microsystems im Markt für Application Server in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) im vergangenen Jahr vom dritten auf den vierten Platz verdrängt. Den Erfolg führt das kalifornische Unternehmen vor allem auf aggressives Marketing und Pricing zurück. "Vor zwei Jahren hatten wir für dieses Produkt in EMEA praktisch keine Kunden", erklärte Vice President Worldwide 9i Marketing Rene Bonvanie [Kein Wunder, denn das Produkt kam erst Ende 2000 auf den Markt; Anm. d. Red]. Das Unternehmen habe seine Kundenbasis bis Ende April über die vergangenen zwölf Monate verdoppelt, erklärte Unternehmenssprecher Steve Walker. Laut Bonvanie gibt es in der EMEA-Region über 5700 Anwender von "9iAS".

IDC bestätigt die Aussage grundsätzlich. "Oracle hat im Wesentlichen Recht mit seiner Behauptung. Unsere Zahlen bestätigen, dass sie Sun in EMEA im vergangenen Jahr überholt haben", erklärte Research Director Rob Hailstone, ohne näher ins Detail zu gehen. "Es gibt jedoch eine Riesenlücke zwischen IBM und Bea an der Spitze und Oracle und Sun dahinter." Ein Report der Marktforscher zum Thema erscheint im Juni.

Die Konkurrenten bezweifeln allerdings die Angaben des Ellison-Konzerns. "Ich wundere mich, wie viele Kunden Oracle in der Region angeblich haben will. Sie sind im Marketing-Bereich sicher sichtbarer geworden", räumt Beas Director Product Management Marko Saarinen ein. "Aber wenn es um Abschlüsse geht, sieht die Sache anders aus. In Wettbewerbssituationen begegnen wir nicht Oracle, sondern IBM." Big Blue bläst ins gleiche Horn. "Bei Application Servern geht es heute um die vollständige Integration der technologischen Vermögenswerte. Während Websphere sich hier etabliert hat, kann Oracle nicht mithalten", kommentierte ein Unternehmenssprecher.

ISC-Mann Hailstone sieht die Sache so: "IBM und Bea holen sich die großen Unternehmenskunden. Oracle ist vor allem bei seinen Datenbank-Bestandskunden erfolgreich, die eine Java-Umgebung betreiben wollen". Oracles Appserver mit seinem geringen Preis (70 Prozent unter dem von IBM/Bea) sei vor allem für den Markt interessant, der keine "schweren Geschütze" benötige. (tc)