Zilch: "Sun wird verschwinden"

Oracle muss Hardware lernen

14.09.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Zweifel an Hardwarezukunft

"Im freien Wettbewerb hat die Sun-Plattform keine Chance mehr. ... In fünf Jahren wird es Sun nicht mehr geben." Andreas Zilch, Experton Group.
"Im freien Wettbewerb hat die Sun-Plattform keine Chance mehr. ... In fünf Jahren wird es Sun nicht mehr geben." Andreas Zilch, Experton Group.
Foto: Experton Group

Experten zweifeln jedoch offen an Oracles Perspektiven im Hardwaregeschäft. "Im freien Wettbewerb hat die Sun-Plattform keine Chance mehr", behauptet Zilch von der Experton Group. In den vergangenen Quartalen hätten sich die verkauften Stückzahlen kontinuierlich verringert. Auch die Umsätze seien rückläufig. Oracle versuche derzeit, das Beste aus der Situation zu machen. "Erhöht man die Maintenance-Preise und senkt die Entwicklungsinvestitionen, dann lässt sich hier noch ordentlich Geld verdienen", meint Zilch. Letztendlich ließen sich Ellisons Margenvorgaben von über 40 Prozent mit Servern und Storage aber nicht erreichen. Zehn bis 15 Prozent seien an dieser Stelle schon gut. "In fünf Jahren wird es Sun nicht mehr geben", prophezeit der Experton-Mann.

Wie lange Oracle das Hardwaregeschäft noch am Leben halten werde, sei schwer abzuschätzen, meint indes IDC-Experte Spies. Kurzfristig habe der Konzern - so wie mit anderen Zukäufen auch - zeigen können, dass es sich finanziell lohne. Im Sinne einer langfristigen Unternehmensstrategie werde es Oracle aber schwerer fallen. "Sun ist seit vielen Jahren nicht profitabel gewesen", begründet Spies seine Skepsis. Insbesondere die Prozessorentwicklung verschlinge Unsummen: "Das hat sich Sun nicht leisten können, und das wird sich auch Oracle nicht leisten können." Damit sich der Entwicklungsaufwand rentiere, müsse der Hersteller einen weitaus größeren Markt für die Sparc-Plattform begeistern. "Ich glaube aber nicht, dass die Plattform den Markt findet, den sie braucht", resümiert Spies.

Das sei bei Konkurrenten wie IBM anders, führt der IDC-Experte weiter aus. Die Power-Architektur erreiche beispielsweise über die Cell-Prozessoren auch den Massenmarkt. Cell-Chips werkeln auch in Spielekonsolen wie der Playstation von Sony. Die Grundarchitektur von Power-CPUs für IBM-Server und Mainframes sowie Cell sei dabei die gleiche.

Wenn es darum geht, der eigenen Hardwareplattform im Wettbewerb Vorteile zu verschaffen, sind die Oracle-Verantwortlichen nicht eben zimperlich. Das bekam beispielsweise Hewlett-Packard zu spüren. Im Frühjahr dieses Jahres kündigte Oracle an, alle Softwareentwicklungen für Intels Itanium-Plattform, die eine zentrale Rolle in HPs Server-Strategie spielt, einzustellen. Als Begründung hieß es bei Oracle, Intel lege seinen Fokus auf die Entwicklung von x86-Prozessoren und habe angedeutet, dass sich der Itanium dem Ende seines Lebenszyklus nähere. Außerdem habe der damals frisch angetretene HP-CEO Léo Apotheker in seinen Ausführungen zur strategischen Ausrichtung die Itanium-Plattform mit keinem Wort erwähnt. Und schließlich hätten auch andere Softwarehersteller wie Microsoft und Red Hat ihre Entwicklungen für die Itanium-Plattform auf Eis gelegt.