Zilch: "Sun wird verschwinden"

Oracle muss Hardware lernen

14.09.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Ansprechpartner fehlen

Das habe sich auf das Tagesgeschäft ausgewirkt. Viele ehemalige Sun-Mitarbeiter seien gegangen. Anlaufstellen für Partner und Kunden fehlten. Zwar seien die ehemaligen Sun-Partner weitgehend zufrieden, allerdings funktioniere deren Unterstützung angesichts des Kostendrucks und der Optimierungsbestrebungen durch Oracle nicht immer reibungslos. Persönliche Ansprechpartner auf Oracle-Seite gebe es nur noch sehr vereinzelt. Das meiste laufe heute über Call-Center im Ausland, beispielsweise in Rumänien.

Auch im Kontakt mit Kunden habe es manchmal geknirscht, erzählt Doag-Vorstand Dietmar Neugebauer. Teilweise seien heute Produkte lizenzpflichtig, die es früher nicht gewesen seien: "Das hat an der einen oder anderen Stelle für Verärgerung gesorgt." Andererseits habe Sun-Technik mit der Übernahme durch Oracle wieder eine Zukunftsperspektive erhalten, verweist Neugebauer auch auf die positiven Effekte der Übernahme.

"Wir sind hier auf einem guten Weg", sagt Michael Schroeder, ehemals Marketing Director Southern and Eastern Emea bei Sun und heute Senior Director Systems Marketing Emea bei Oracle. Man arbeite hart daran, Software- und Hardwarekomponenten optimal aufeinander abzustimmen. "Die gesamte Integrationsarbeit zielt darauf ab, mehr dabei herauszubekommen als einen komplementären Verkauf von Komponenten", beschreibt Schroeder die Strategie.

Mit der Sun-Übernahme sei Oracle in der Lage, den kompletten IT-Stack von Servern und Storage-Systemen über Betriebssysteme, Datenbanken und Middleware bis hin zu den Applikationen anzubieten, so der Oracle-Manager. Auf dieser Basis könnten die Entwickler die einzelnen Teile so anpassen, dass sie optimal zusammenspielten. Erste Früchte dieser Anstrengungen sind die hoch integrierten Datenbankmaschinen aus der "Exadata"-Reihe, die sich für transaktionale wie auch für analytische Zwecke einsetzen lassen sollen, sowie die "Exalogic"-Maschinen, die Sun-Server und Oracle-Middleware-Software kombinieren.

In den Exadata-Geräten habe Oracle Teile der Datenbanklogik direkt in die Speichersysteme ausgelagert, nennt Schroeder ein Beispiel für synergetische Zusammenführung der Produktwelten. Das steigere die Leistung der Maschinen, da nicht jedes Mal die Daten vom Speicher in den Server geladen werden müssten, um dort verarbeitet und wieder zurückgespielt zu werden wie in herkömmlichen Systemen. "Wenn Teile dieser Arbeit bereits im Speicher erledigt werden, erreicht man eine wesentlich höhere Effizienz", verspricht Schroeder.

Der Oracle-Manager spricht an dieser Stelle von einer Transformation des gesamten Technologie-Stacks. In der Vergangenheit hätten sich Anwenderunternehmen für jede IT-Schicht das Produkt herausgesucht, das sie für das beste hielten, sowie die Integration und Abstimmung meist mit Hilfe von Systemintegratoren selbst geschultert. Das habe in der Folge jedoch zu teilweise extrem heterogen zusammengesetzten IT-Stacks geführt, was wiederum die Komplexität beim Management dieser Umgebungen erhöht habe.