Konferenz der Europäischen Anwendergruppe EOUG in Madrid

Oracle macht die Datenbank zum Fundament von E-Business

30.06.2000
MADRID (ls) - Starke Zuwächse im Geschäft mit Internet-basierten Produkten bestärken Oracle in seiner Geschäftsorientierung, in der die Datenbank zum Rückgrat für das E-Business umdefiniert wird.

Mit erstmals knapp über zehn Milliarden Dollar Umsatz und einem Nettogewinnzuwachs von 61 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar hat Oracle Corp. sein Geschäftsjahr 2000 abgeschlossen. Der Gewinn pro Aktie stieg - höher als erwartet - von 43 auf 69 Cent. Der Kurs des Papiers gab vorübergehend deutlich nach.

Irritiert hatte die Anleger, dass der Hersteller im angestammten Datenbankgeschäft für das vierte Quartal des Geschäftsjahrs 2000 "nur" ein Plus von zwölf Prozent gemeldet hatte. Die Datenbank trug unmittelbar gut ein Drittel zum Quartalsumsatz von 3,4 Milliarden Dollar bei. Beratung, Schulung und Support - unter letzterem wird das DB-Upgrade-Geschäft verbucht - stiegen in den Letzten drei Monaten um sieben Prozent auf 1,5 Milliarden Mark.

Damit hängt Oracle stark von seinem Datenbankgeschäft ab, dessen Entwicklung bei Anlegern kaum "Phantasie" weckt. Der Wall Street war auch nicht entgangen, dass der Verkauf von Anteilen der japanischen Tochtergesellschaft, notwendig zur Zulassung an der Tokioter Börse, die Einnahmeseite verschönert hatte.

Nicht honoriert haben die Börsianer bisher, dass der Datenbankspezialist in neuen Geschäftsbereichen vorankommt. Im letzten Quartal sind die Umsätze unter der Rubrik "Applications Software" um 61 Prozent auf 447 Millionen Dollar gestiegen und machen inzwischen 13 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Führend in diesem Teilbereich ist CRM-Software mit einem Umsatzsprung um 161 Prozent.

"E-Business or Out-of-Business"Der Geschäftsbereich Anwendungsprogramme ist Oracle besonders wichtig, hier geht es dem Unternehmen um mehr als CRM- oder ERP-Software. Die neue Positionierung zeigte sich im Hauptslogan der Madrider Konferenz der Europäischen Anwendergruppe EOUG: "E-Business or Out-of-Business". Rund ein Jahr nach den Ankündigungen hat Oracle in den letzten Monaten eine Reihe von Produkten auf den Markt gebracht. Wenige Tage nach der User-Konferenz folgte die Präsentation des "Oracle Portal", das den Anwendern ein einfacheres Management und eine bessere Integration von Internet-basierten Appikationen erlauben soll.

Oracle drängt die Anwender ins E-Business. Betriebswirtschaftliche Standardsoftware nach Art von R/3 wird als gestrig dargestellt. Oracle möchte alle Grundlagen liefern, und das E-Business ist der Marketing-Hebel dazu.

Das Datenbankgeschäft, die Cash-cow, soll dabei keinen Schaden nehmen. Der Slogan heißt "Centralize and Consolidate" - wozu eben eine in jeder Beziehung mächtige Datenbank wie Oracle 8i notwendig sein dürfte. Das Unternehmen warb mit Ergebnissen im eigenen Unternehmen. Die Gewinne seien auch deswegen so gestiegen, weil man im letzten Jahr durch radikale IT-Zentralisierung eine Milliarde Dollar Kosten eingespart habe.

Die ins Zentrum der Internet-basierten Geschäftsanwendungen gerückte Datenbank dürfte noch in diesem Jahr mit einem neuen Haupt-Release eine Aufwertung erfahren. Auffällig oft redeten Oracle-Manager in Madrid beiläufig von Business Intelligence. Das scheint in den USA kursierende Gerüchte zu bestätigen, Oracle würde demnächst die Datenbank um Data-Warehouse-Features erweitern.