"Oracle-Kunden warten noch ab"

24.10.2006

SAACKE: Wir merken, dass sich der Innovationszyklus der etablierten Produkte deutlich verlangsamt hat. Oracle lenkt seine Kräfte offenbar auf die neue Generation. Die neuen Releases, die im laufenden Jahr herauskamen, waren Versionen, die sich schon länger in Vorbereitung befanden. J.D. Edwards 8.12 war bereits zum Zeitpunkt der Übernahme in Arbeit. Die "E-Business Suite 12" ist eher als Verbesserung des bestehenden Produkts zu interpretieren.

CW: Was bringt das den Anwendern?

SAACKE: Wir erwarten nicht, dass viele Anwender der E-Business Suite auf dieses Produkt wechseln werden. Ich sehe eher geringen Bedarf an dem, was Oracle hier an Neuheiten integriert hat. Anders sieht es im Umfeld von J.D. Edwards aus. Etwa 70 Prozent der Anwender, die derzeit noch J.D. Edwards World auf AS/400 nutzen, wollen und müssen auf die moderne Plattform Enterprise One wechseln. Sie werden gleichzeitig die IBM-Technologiebasis durch die von Oracle ersetzen.

CW: Warten die Anwender auf Fusion?

SAACKE: Ich gehe davon aus, dass die meisten Kunden abwarten und direkt auf Fusion wechseln werden.

CW: Oracle hatte aber zugesagt, alle Produkte unbegrenzt weiterzuentwickeln und zu unterstützen.

SAACKE: Oracles Programm "Applications Unlimited" ist gut im Markt angekommen und auf positive Resonanz gestoßen. Das hat auch wieder Ruhe in den Markt gebracht. Grundsätzlich traut man Oracle die Kraft dafür zu. Trotzdem gibt es Probleme im Detail, vor allem dort, wo die Märkte für Oracle klein sind. Gerade das Thema lokale Anpassungen wird in kleinen Märkten etwas stiefmütterlich behandelt. Hier muss noch sehr viel individuell angepasst werden.

CW: Lässt Oracle seine Kunden zappeln, damit diese möglichst schnell auf Fusion umsteigen?

SAACKE: Es ist nicht so, dass ein neues Release keine Verbesserungen bringt. Aber es stecken keine wirklichen Innovationen mehr dahinter. Die sind auch nicht mehr zu erwarten, weil die eigentlichen innovativen Entwicklungen im SOA-Umfeld stattfinden. Was die globalen Anforderungen der Produkte betrifft, werden diese von Oracle gut gelöst. Schwachpunkte gibt es dagegen in der lokalen Anpassung, vor allem bei den kleineren Lösungen.

CW: Wird der Datenbankbereich auch vernachlässigt?

SAACKE: Irgendwann stellt sich natürlich die Frage, welche Innovationen überhaupt noch möglich sind. Aktuell steht das Release 11 vor der Tür. Ich gehe davon aus, dass gerade in die Datenbank mehr Business-Intelligence-Funktionen einfließen. Es ist jedoch nichts Umwälzendes zu erwarten. Ich sehe dafür auch keinen Bedarf. Die Anwender sind zufrieden mit ihren Produkten. Mit 10g sind wir einen großen Schritt vorangekommen, auch was die Administrierbarkeit der Datenbank anbelangt.

CW: Machen sich auch im Support Defizite bemerkbar?