Zukunft des Power Browser ist ungewiß

Oracle kauft 16 000 Lizenzen von Netscape

12.07.1996

Als Vorzug von Netscapes Navigator nannten Oracle-Offizielle vor allem dessen Verfügbarkeit für mehrere Plattformen. Mitarbeiter von Oracle werden den Navigator im Rahmen des firmeneigenen Intranet unter mehreren Betriebssystemen einsetzen.

Derartige Abschlüsse im Rahmen von Intranet-Projekten sind für Netscape nichts Ungewöhnliches. Beispielsweise beabsichtigt das amerikanische Verteidigungsministerium, 180000 Lizenzen des Navigator zu erwerben. Die Übereinkunft mit der Oracle Corp. ist aber deswegen brisant, weil diese erst vor kurzem die Version 1.5 ihres Power Browser freigab und diesen mit viel Marketing-Getöse gegen den Navigator positionierte. Dank Java-Unterstützung und Integration von Microsofts "Visual Basic Script" sollte er Netscapes Konkurrenzprodukt ausstechen.

Marktbeobachter interpretieren die Entscheidung Oracles als Anfang vom Ende des Power Browser. Die Beeinträchtigung für die eigenen Kunden hielte sich dabei in Grenzen: Genau wie Microsoft konnte auch Oracle keine nennenswerten Marktanteile im Browser-Markt erringen.

Der Deal könnte der Auftakt zu einer sogenannten "Co-opetition" sein, wie sie für den Internet-Sektor mittlerweile typisch ist. Oracle stärkt durch den Rückzug beim Browser und den Erwerb weiterer Navigator-Lizenzen die Position Netscapes gegenüber dem Erzfeind Microsoft.

Andererseits will der Datenbankhersteller bei den Servern das Feld nicht so schnell räumen. So wollen beide Groupware- und Workflow-Dienste auf Web-Basis forcieren: Oracle mit Interoffice und Netscape mit Collabra.