Oracle heizt Wettbewerb gegen SAP an

16.08.2007
Der amerikanische Konzern will sich als Anbieter einer integrierten und offenen Anwendungsplattform profilieren. Dagegen versuche der deutsche Hersteller, die Kunden mit proprietären Techniken an sich zu binden.

Oracle-Kunden würden das Vorgehen des IT-Konzerns nicht nur unterstützen, sondern mittlerweile auch ihre eigene IT-Strategie danach ausrichten, sagte Oracle-President Charles Phillips. Immer mehr Anwendern werde bewusst, wie wichtig eine auf offenen Standards basierende Integration ihrer IT-Landschaften sei. Phillips spielte damit auf die eigene Plattform an, die Kunden von der Infrastruktur wie Datenbank und Middleware bis hin zu den Business-Applikationen alles aus einer Hand biete: "Wir versuchen nicht wie SAP, etwas aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu bewahren."

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Damit will der Oracle-Manager, der als treibende Kraft hinter der Akquisitionsstrategie des Konzerns gilt, Zweifel an der Fähigkeit des Konkurrenten streuen, die Integrationsprobleme der Anwender zu lösen. Phillips zufolge sei dies der Bereich, der den Kunden derzeit am meisten zu schaffen mache. Viele Anwender hätten in den zurückliegenden Jahren komplexe IT-Systeme aufgebaut, deren Integration immer schwerer falle. Da Oracle jedoch mit der Datenbank und der Middleware seine Wurzeln im Infrastrukturgeschäft habe, verstehe man die Probleme der Anwender besser.

"Nur offene Plattformen können Integrationsprobleme lösen"

Phillips betonte zugleich die Bedeutung einer offenen, auf Standards basierenden Integrationsplattform. Nur so ließen sich Probleme lösen und weiterer Wildwuchs in der Zukunft verhindern. Mit proprietären Plattformen dagegen sei dies nicht zu schaffen, stichelte Phillips in Richtung SAP. Außerdem seien die Anwender dann an einen Hersteller gebunden.

Vorwürfe, Oracle habe derzeit selbst zu kämpfen, um die zahlreichen Übernahmen der vergangenen Jahre unter einen Hut zu bekommen, weist Phillips zurück. Mit der "Application Integration Architecture" verfüge der Konzern über die notwendige Technik, um die eigenen wie auch die zugekauften Applikationen zu integrieren. Auch von Kritik, Oracle übernehme sich mit den Zukäufen, will der Manager nichts wissen. Er kündigte an, dass auch in Zukunft Übernahmen ein wichtiger Bestandteil der Oracle-Strategie sein werden.

Akquisitionen sind die bessere Forschung und Entwicklung

Oracle hat in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren über 35 Softwareunternehmen geschluckt und rund 25 Milliarden Dollar dafür ausgegeben. Die meisten Akquisitionen seien durch die Anforderungen der eigenen Kunden getrieben worden, erklärte Phillips. Es gehe darum, das Produktportfolio zu komplettieren, um die Nachfrage der Anwender bedienen zu können. "Wir sehen die Zukäufe auch als eine Art Forschungs- und Entwicklungsstrategie mit einem geringen Risiko", erläutert der Oracle-President. "Wir kaufen nur etwas ein, wenn wir auch wissen, dass es funktioniert."

Mit dem erweiterten Portfolio will Oracle Boden auf SAP gutmachen. Nach wie vor führt der deutsche Softwarehersteller den weltweiten Markt für Business-Applikationen mit deutlichem Vorsprung an. Phillips glaubt, in Zukunft mehr Produkte an SAP-Kunden verkaufen zu können. Zwar setzten viele Anwender im Kern betriebswirtschaftliche Anwendungen des Konkurrenten ein. Rund herum biete sich jedoch ein weites Feld, in dem auch Oracle-Produkte etwa für Business Intelligence (BI) oder Customer-Relationship-Management (CRM) Platz fänden. Schon heute würden viel mehr SAP-Kunden bei Oracle anklopfen, als dies vor drei oder vier Jahren der Fall gewesen sei.

SAP habe im Applikationsgeschäft die größere installierte Basis, räumte Phillips ein. Allerdings stiegen Oracles Chancen, wenn die Kunden Produkte beider Anbieter einsetzten. Die SAP mache es ihren Kunden in diesem Fall nicht einfach, da sie die Koexistenz nicht unterstütze, kritisierte der Oracle-Manager. Das erleichtere dem Datenbankspezialisten sein Geschäft.

Ob es auch für seine Kunden einfacher wird, muss Oracle jedoch erst noch beweisen. Für das kommende Jahr hat der Konzern mit "Fusion" eine komplett neue Applikationslinie angekündigt, die auf der gleichnamigen Middleware aufbauen soll. Parallel würden alle bestehenden Produktlinien unbegrenzt weiterentwickelt und unterstützt, hieß es. Bislang hält sich der Konzern allerdings mit konkreten Informationen zur kommenden Anwendungsgeneration noch sehr zurück. Man wolle sich nicht zu früh in die Karten schauen lassen, so die Begründung. (ba)