Erweiterungen für das Internet File System

Oracle forciert das 9i-Content-Management

03.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Oracle will die "9i"-Versionen von Datenbank und Applikations-Server mit Funktionen für "Collaborative Content Management Services" ausstatten. Alleinstellungsmerkmal gegenüber Konkurrenzprodukten sei dabei die zentrale Verwaltung von Inhalten unterschiedlichen Typs über Unternehmensgrenzen hinweg, so der Hersteller.

Einen Vorstoß in Richtung Dokumenten-Management-Branche unternahm Oracle schon vor einigen Jahren, als es mit der Datenbank "8i" die "Intermedia-Services" einführte, eine Zusammenfassung der ehemaligen "Cartridges", die zur Verwaltung von Textdokumenten, Bildern, Audio und Video innerhalb der Datenbank dienten. Das nun vorgestellte Collaborative Content Management beruht in erster Linie auf Oracles "Internet File System" (IFS), das seinerzeit noch in den Kinderschuhen steckte und erst im Frühjahr 2000 auf den Markt kam. Unter dem Motto "Oracle Files Online" entsteht eine IFS-Erweiterung, mit der sich über XML-Tagging ein zentrales Metadaten-Repository über diverse Datenbank-Files anlegen lässt. Alle an einem Geschäftsprozess beteiligten Partner sollen auf diesem Repository nach den gewünschten Informationen suchen können, ganz gleich, ob es sich um Web-Content oder betriebsintern freigegebene Daten handelt - das Spektrum reicht von Desktop-typischen Dokumenten wie Texten, Tabellen, Präsentationen und PDF-Files bis hin zu HTML-Dateien, E-Mails, Multimedia und XML-Dokumenten.

Neben dem IFS nutzt der Collaborative Content Management Service das 9i-Feature "Oracle Text". Es erlaubt Abfragen über 150 verschiedene Dateiformate und beherrscht die Klassifikation von Dokumenten. Schließlich umfasst der Dienst noch "Oracle Ultra Search", eine Suchmaschine, die anhand des Index-Repositorys Datenbanken, File-Systeme, Mail-Server und Websites durchforstet.

Als Vorteil seiner Content-Management-Strategie betont Oracle die aufgrund des zentralen Ansatzes vergleichsweise einfache Softwareinfrastruktur und die damit verbundenen geringeren Kosten. Auch IBM habe einen Content-Management-Server, der in Verbindung mit DB2 zahlreiche Datentypen in unterschiedlichen Lokationen verwaltet. Im ungünstigsten Fall müssten jedoch acht Produkte implementiert werden, um zu einer Content-Management-Infrastruktur zu gelangen, die Oracle nur mit der Datenbank und dem Applikations-Server bietet.

Analysten halten sich bei der vergleichenden Bewertung von IBMs dezentralem und Oracles zentralem Ansatz zurück. Gehe es nur um die Kontrolle, sei es natürlich günstiger, sämtliche Metadaten in einem einzigen Repository zu speichern. Aber schon die Migration bestehender Quellen in diesen Pool stelle die Unternehmen vor eine äußerst komplexe Aufgabe, gibt Mike Schiff von Current Analysis den Oracle-Anhängern zu bedenken.