Oracle drohen Integrationsprobleme

21.09.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Ähnlich vage blieben bisher auch die Aussagen zur Zukunft von Oracles CRM-Software. Ellison kündigte lediglich an, dass die Siebel-Produkte im Zentrum der künftigen Lösungen für das Kundenbeziehungs-Management stehen sollen. Was aus den eigenen und übernommenen CRM-Produkten und denen der in den vergangenen Monaten übernommenen Softwarefirmen wird, vermochte er nicht zu sagen.

Indessen bemüht sich Oracle-President Charles Phillips, die Sorgen der Anwender zu zerstreuen. "Es wird Support-Varianten geben, die für immer gelten", betonte er im Vorfeld der Kunden- und Partnerveranstaltung Oracle Open World, die vom 19. bis 21. September in San Francisco stattfand. Außerdem werde kein Anwender gezwungen, auf die Fusion-Produktlinie umzusteigen, versicherte der Manager.

Die Konkurrenz lauert

Von der möglichen Verunsicherung der Siebel-Kunden möchte unter anderen Salesforce.com, Anbieter von On-Demand-CRM-Lösungen profitieren. "Oracle will um jeden Preis gegen SAP bestehen", resümiert Marc Benioff, CEO von Salesforce.com. Der einzige Weg dorthin führe über Firmenzukäufe. Allerdings verfüge Oracle mit der Akquisition von Siebel nun über einen Gemischtwarenladen an CRM-Produkten. "Aber wie erklärt ein Oracle-Verkäufer das seinen Kunden?"

"Wir betrachten dies als eine große geschäftliche Chance", hofft auch Greg Gianforte, CEO und Gründer des On-Demand-Spezialisten Rightnow Technologies. Für die alte Garde der Anbieter von Enterprise-Software sei die Konsolidierung der einzig verbleibende Weg, um Marktanteile zu erobern. Der Trend beim Softwarekauf gehe jedoch eindeutig in Richtung On-Demand. "Siebel hat den Wechsel zwar versucht, kam jedoch zu spät."

Mit Kommentaren zurückgehalten haben sich bislang die Verantwortlichen der IBM. Big Blue, das sich bereits vor Jahren aus dem Applikationsgeschäft verabschiedet hat und seitdem fast ausschließlich auf Infrastruktursoftware konzentriert, verliert mit Siebel einen weiteren wichtigen Applikationspartner. Im vergangenen Jahr hatte die Peoplesoft-Führung vergebens versucht, durch ein engeres Bündnis mit IBM die Übernahme durch Oracle abzuwehren.