Konzernumsatz um 26 Prozent gestiegen

Oracle Deutschland wächst langsamer als die Mutter

10.07.1998

Gegenüber dem Geschäftsjahr 1997 konnte die Oracle Deutschland GmbH ihren Umsatz von 545 Millionen Mark auf 670 Millionen Mark im jetzt abgelaufenen Berichtszeitraum (Ende: 31. Mai 1998) erhöhen. Keine Angaben machte der Vorsitzende der Geschäftsführung Jaeger über den Anteil des Applikationsgeschäfts in Deutschland. Er räumte lediglich ein, daß man hierzulande in Sachen Anwendungssoftware gemessen an der SAP noch ein "Nobody" sei.

Diesen Zustand, will er in den nächsten Jahren drastisch verändern. Im Jahr 2002 hofft er, mit einer Mannschaftsstärke von 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,5 Milliarden Mark erzielen zu können - allein 400 Millionen Mark davon im Applikationsgeschäft. Den Ausbau dieses Segments hat sich der Deutschland-Chef aber bereits für 1999 auf die Fahnen geschrieben, für das er mit einem Gesamtwachstum von 20 Prozent rechnet. Im Anwendungssektor verspricht sich Jaeger große Fortschritte durch die Version 11 der Oracle Applications, die ab September auch in Deutschland verfügbar sein wird. "Die Software verfügt dann nicht nur endlich über ein deutsches Rechnungswesen, sondern auch über eine saubere dreischichtige Architektur", erklärte Jaeger. Darüber hinaus sei einiges an "Business Intelligence" in das Produkt integriert und die Bedienbarkeit erheblich vereinfacht worden.

Das Ziel für den Konzern laute, hinter der SAP weltweit die Nummer zwei im Bereich Standardsoftware zu werden. Nicht zuletzt um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, hat Jaeger in den ersten neun Monaten seiner Regentschaft die Organisation der deutschen Niederlassung von Grund auf umgekrempelt. "Bisher war Oracle absolut hierarchisch organisiert und wurde autokratisch geführt", erklärte er. Die neue Organisation, die übrigens auf Direktorenebene nur noch zwei Namen aus dem alten Führungsteam aufweist, sei dagegen wie ein Netzwerk aufgebaut.

Allerdings ist die Ausrichtung auf Anwendungssoftware nicht neu. Schon seit geraumer Zeit versucht das Softwarehaus mit wechselndem Erfolg, das Applikationsgeschäft auszubauen, um das langsamere Wachstum im Datenbanksektor auszugleichen. Zum Jahresabschluß meldete Oracle zwar eine Steigerung im weltweiten Applikationsgeschäft um 58 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar, aber der Konzern subsumiert dort nicht nur den Verkauf von Softwarelizenzen, sondern auch die Einnahmen aus entsprechenden Support-, Consulting- und Education-Umsätzen. Lediglich bezogen auf den Gesamtumsatz teilt Oracle die Einnahmen in Services und Lizenzgeschäft auf. Im Jahresvergleich wuchs letzteres um 10,3 Prozent, das Servicegeschäft hingegen um satte 41 Prozent.

Weltweit erzielte Oracle im Fiskaljahr 1998 einen Umsatz von 7,1 Milliarden und einen Gewinn vor Steuern von 813 Millionen Dollar. Im Vorjahr wurden Einnahmen von 5,7 Milliarden und ein Profit von 845 Millionen Dollar bilanziert. Allerdings ist das jetzt vorgelegte Jahresergebnis durch die Kosten für die Übernahme des Forschungs- und Entwicklungsbereichs der Treasury Services Corp. und von Navio Communications Inc. getrübt. Ohne diese außerordentlichen Belastungen hätte sich der Gewinn auf 955 Millionen Dollar belaufen.