Das Hauptproblem der Softwerker von Oracle ist derzeit ihr angeschlagenes Image unter Investoren und Beobachtern: Der Konzern hegt extrem feindliche Übernahmepläne gegen Peoplesoft, beschäftigt mit Firmenchef Lawrence Ellison einen der letzten Lautsprecher der Branche und kommt zudem abseits der ausgetretenen Datenbankpfade kaum voran. Als Reaktion haben Aktionäre in den vergangenen Monaten viele Anteile abgestoßen: Von seinem Jahreshöchststand im Januar mit rund 15,50 Dollar ist das Papier auf inzwischen gut elf Dollar gefallen, nur knapp über dem 52-Wochen-Tief. Die Fantasie, dass Oracle eine organische Diversifizierung gelingen kann, ist verflogen.
Peoplesoft soll erst der Anfang sein
Die Anfang Juni 2003 angekündigte Akquisition des Rivalen Peoplesoft soll nur ein erster Schritt sein, um neben den Datenbanken ein weiteres, stabiles Standbein zu schaffen. Oracles Finanzchef Jeffrey Henley kündigte anlässlich der Vorlage der Jahresbilanz in einer Telefonkonferenz an, der Konzern plane in den kommenden Jahren verschiedene milliardenschwere Zukäufe - ungeachtet dessen, wie der derzeit laufende Kartellprozess und die Schlacht um Peoplesoft ausgehen. Es gebe einige potenzielle Ziele, so Henley, die auch außerhalb des Applikationsbereichs angesiedelt sind. Firmennamen nannte der Finanzchef nicht; zu erwarten seien aber Transaktionen im gegenseitigen Einvernehmen.
Das nach Microsoft zweitgrößte Softwareunternehmen der Welt hat Zukäufe nötig, denn das eigene Wachstum der vergangenen Jahre konnte die Investoren nicht überzeugen. Oracle pendelt in einem Umsatzkorridor von 9,5 Milliarden bis 10,5 Milliarden Dollar, der Gewinn wies eine ähnliche Konstanz auf. Angesichts der gravierenden Branchenkrise jammern die Anteilseigner und Analysten allerdings auf einem hohen Niveau - der Konzern zeigt zumindest kaum Schwächen und ist solide finanziert. So stiegen die kurzfristig verfügbaren Mittel der Datenbanker von 6,4 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf aktuell 8,6 Milliarden Dollar.