COMPUTERWOCHE: Mit der Übernahme von Sun Microsystems erweitert sich der Oracle-Kosmos erneut - diesmal in Richtung Hardware. Welche Erwartungen haben die Oracle-Anwender an das neue Geschäftsfeld?
NEUGEBAUER: Momentan wartet die Oracle-Community noch ab, was weiter passiert. Zum einen ist der Deal auf europäischer Ebene noch nicht durch, und zum anderen wissen wir auch noch nicht so recht, was eigentlich kommt. Fragen, was Oracle künftig mit der Hardware oder den Open-Source-Produkten vorhat, sind aus unserer Sicht noch nicht beantwortet. Nichtsdestotrotz macht sich die Doag natürlich schon Gedanken, welche Themen mit der Sun-Übernahme auf die Oracle-Kunden zukommen.
- Oracle / Bea Systems: 8,5 Milliarden Dollar
In der Liste der größten IT-Übernahmen taucht Oracle gleich zweimal auf. Im Januar 2008 übernahm der Datenbank-Konzern den Middleware-Anbieter Bea Systems für 8,5 Millarden Dollar. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2008/04/1222214/" target="_blank">Oracle greift für Bea tief in die Tasche</a> - Oracle / Peoplesoft: 10,3 Milliarden Dollar
Nach einer langen Übernahmeschlacht übernahm Oracle im Jahr 2004 den HR-Spezialisten Peoplesoft für 10,3 Millarden Dollar. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/nachrichtenarchiv/551768/" target="_blank">Oracle macht Peoplesoft-Übernahme perfekt</a> - Symantec / Veritas: 12,5 Milliarden Dollar
Der Sicherheitsspezialist Symantec kündigte im Jahr 2004 die Übernahme des Speicherspezialisten Veritas an. Im Juni 2005 stimmten die Aktionäre dem Vorhaben zu. Das Volumen belief sich auf 12,5 Milliarden Dollar. <br /><br /><a href="hZttp://www.computerwoche.de/heftarchiv/2005/1/1050060/" target="_blank"> Symantec kauft sich in neue Märkte ein</a> - Hewlett-Packard / Compaq: 23,5 Milliarden Dollar
Hewlett Packard übernahm im Jahr 2001 für 23,5 Milliarden Dollar den Mitbewerber Compaq. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2001/42/1071370/" target="_blank">Fiorina und Capellas verteidigen HP-Compaq-Fusion</a> - Worldcom / MCI: 37 Milliarden Dollar
1998 kaufte der US-Telekomgigant Worldcom die Telefongesellschaft MCI für 37 Milliarden Dollar. <br /><br />Die aus der Fusion hervorgegangene MCI Worldcom war die drittgrößte Telefongesellschaft der Welt, bis sie 2002 nach öffentlich gewordenen Bilanzfälschungen und dem dadurch erfolgten Aktiensturz Insolvenz anmelden musste. Firmengründer und CEO Bernard Ebbers wurde wegen Fehlbuchungen von 11 Milliarden Dollar zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Anfang 2006 ging MCI dann in Verizon Communications auf, die heute außerhalb der USA unter dem Namen Verizon Business firmiert.<br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1998/30/1092842/" target="_blank">Cable & Wireless dringt in die Phalanx der Internet-Größen ein</a> - Telekom / Voicestream: 39 Milliarden Euro
Mit der Übernahme des US-Carriers Voicestream schuf sich die Deutsche Telekom im Jahr 2001 ein Standbein in den USA. Der Wert der Übernahme belief sich laut Geschäftsbericht auf 39 Milliarden Euro in Aktien und Bargeld. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/nachrichtenarchiv/1861105/" target="_blank"> Ron Sommer verteidigt VoiceStream-Kauf</a> - AT&T / Bell South: Summe unbekannt
2006 übernahm der britische TK-Anbieter AT&T den Konkurrenten Bell South. Die gezahlte Summe wurde nie bekannt, bei zusammen 63 Millionen Kunden bewegt sich das Übernahmevolumen nach Meinung von Experten jedoch im oberen zweistelligen Milliardenbereich. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2006/10/1208329/" target="_blank">AT&T greift nach Bell South</a> - AOL / Time Warner: 182 Milliarden Dollar
2000 kaufte AOL (America Online) den Medienkonzern Time Warner für satte 182 Milliarden Dollar. Wirklich gebracht hat es nichts. Im Gegenteil: AOL will Time Warner möglichst wieder <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/web/163781/" target="_blank">loswerden</a>.<br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2001/3/1062891/" target="_blank">AOL darf den Medienriesen Time Warner übernehmen/</a> - Vodafone / Mannesmann: 190 Milliarden Dollar
Die teuerste Übernahme der IT-Geschichte gab es in Deutschland: 2000 kaufte Vodafone den direkten Konkurrenten Mannesmann für 190 Milliarden Dollar. Im Telekommunikationsmarkt saß das Geld schon immer lockerer als anderswo. <br /><br/> <a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1999/46/1090220/" target="_blank">Vodafone rüstet zur feindlichen Übernahme des Mannesmann-Konzerns</a>
SAACKE: Wir werden versuchen, uns mit den zahlreichen Java-User-Groups enger zu vernetzen, die in diesem Umfeld schon viele Jahre aktiv sind. Das Ziel ist, uns mit diesen Usern auszutauschen und zu überlegen, wie wir künftig gemeinsam aktiv werden können. Was wir jetzt schon merken: Es gibt ein großes Interesse auf Anwenderseite, sich hier zusammenzuschließen. Auch um dieser gewaltigen Übernahme etwas wehrhafter gegenüberzustehen - gerade wenn es nicht so laufen sollte, wie man sich das wünscht.
COMPUTERWOCHE: Was wünschen sich die Oracle-Anwender denn?
SAACKE: In den ersten Wochen, nachdem die Übernahme bekannt gegeben worden war, haben wir diskutiert, was Oracle mit diesem Kauf eigentlich bezweckt. Es gab viele Stimmen, die sagten: Die Hardware stößt Oracle doch sowieso wieder ab, um sich ganz auf die Software-Synergien zu konzentrieren. Wie die jüngste Ankündigung der "Database Machine" sowie andere Signale aus der Oracle-Zentrale nahelegen, will sich Oracle an dieser Stelle offenbar doch stärker spezialisieren. Das ist auch unsere Erwartung.
COMPUTERWOCHE: Was heißt das konkret?
SAACKE: Oracle will dort, wo es Sinn gibt, Software und Hardware enger miteinander verbinden, auch um damit ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Das Potenzial dafür ist da: Wenn Hardware und Software besser aufeinander abgestimmt sind, zum Beispiel durch Treiber, die in der Lage sind, die Hardware bis in die Tiefen des Systems auszureizen, lässt sich eine bessere Performance erreichen. Die spannende Frage dabei ist aber: Wie weit bleibt es wirklich offen? Oracle hat dies zumindest angekündigt und versprochen. In der Vergangenheit hat es jedoch durchaus Beispiele dafür gegeben, in denen die Offenheit von Oracle-Produkten gegenüber Systemen anderer Hersteller aus unserer Sicht nicht ausreichend gewesen ist. Es gab Einschränkungen beim Support beziehungsweise unzulängliche Lizenzmodelle. Insofern ist es bei der Sun-Übernahme eine ganz spannende Frage, wie sich Oracle unter diesem Gesichtspunkt aufstellt.
Doag Jahreskongress 2009
Der diesjährige Jahreskongress der Deutschen Oracle Anwendergruppe (Doag) findet vom 17. bis 19. November 2009 auf dem Messegelände in Nürnberg statt. Doag-Geschäftsführer Fried Saacke geht davon aus, die avisierten 2000 Besucher zu schaffen. Mit den Ausstellern sei es jedoch etwas schwieriger. Die Anbieter prüften derzeit genau, auf welche Veranstaltungen sie überhaupt noch gehen. Saacke rechnet 2009 mit rund 20 Prozent weniger Ausstellern als noch im vergangenen Jahr. "Aber das ist aus unserer Sicht nicht gravierend - für uns stehen die Inhalte im Mittelpunkt." Der Geschäftsführer verweist auf ein deutlich ausgebautes Programm mit über 340 Vorträgen, 20 Prozent mehr als noch auf der Konferenz 2008. In diesem Jahr werde es 18 parallele Sessions geben, kündigte Saacke an, gegenüber 16 im vergangenen Jahr. Ausgebaut haben die Doag-Verantwortlichen auch ihr Programm rund um die Hochschul-Community: Das Studentenprogramm werde in diesem Jahr auf 60 Teilnehmer verdoppelt. "Die Studenten müssen einen Tag für die Veranstaltung arbeiten, und können dann zwei Tage zuhören", erläutert der Doag-Geschäftsführer. Das Angebot komme gut an und werde von einzelnen Hochschulen zusätzlich gefördert. Beispielsweise können die Studenten einen Reisekostenzuschuss bekommen.