Doag-Umfrage

Oracle-Anwender fordern bessere VMware-Unterstützung

02.08.2012
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.
Viele Oracle-Kunden sind unzufrieden darüber, wie der Softwarekonzern die konkurrierende Virtualisierungs-Plattform von VMware behandelt. Sie verlangen eine bessere Unterstützung und vor allem eine veränderte Lizenzpolitik.

Der "VMware ESX Server" bleibt unter den Oracle-Anwendern die bevorzugte Server-Virtualisierungs-Plattform. Eine Umfrage der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (Doag) unter 212 ihrer Mitglieder ergab, dass mit 62 Prozent fast zwei Drittel auf VMware-Lösungen setzen. Oracles eigene Virtualisierungs-Plattformen landen in der Gunst der Anwender dagegen weit abgeschlagen: Oracle VM für x86 setzen 22 Prozent der Befragten ein, Oracle VM für Sparc kommt auf drei Prozent.

Oracle konzentriere sich zu sehr auf eine "Oracle-only"-Strategie, lautete kürzlich das Fazit von Gartner im Rahmen einer Untersuchung verschiedener Virtualisierungs-Lösungen. Oracle VM sei für einen Einsatz mit weiteren Oracle-Produkten in einem kompletten Stack konzipiert. Dieses optimierte Zusammenspiel innerhalb der Oracle-Produktpalette sei einerseits eine Stärke, andererseits aber auch der Grund dafür, warum die allgemeine Akzeptanz für Oracles Virtuslisierungs-Plattform nur langsam wachse.

Anwender bemängeln Qualität von Oracle VM

"VMware ist immer noch das Produkt der Wahl für Virtualisierung im deutschsprachigen Raum", stellt Dietmar Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Doag, fest. Zwar hätte sich der Bekanntheitsgrad der Oracle-Lösung erhöht, der Anbieter müsse allerdings noch einiges tun. Vor allem in Sachen Qualität scheint es Sicht der Anwender noch Defizite zu geben. Fast alle Kunden von Oracles Virtualisierungs-Produkten nutzen derzeit Version 2 oder 3. Zwar gab fast die Hälfte der Anwender an, damit zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden zu sein, aber immerhin 43 Prozent erklärten sich unzufrieden beziehungsweise sehr unzufrieden. Die Anwender wünschen sich der Umfrage zufolge vor allem eine schnellere Weiterentwicklung sowie eine allgemein bessere Qualität des Produkts. "Jetzt muss Oracle an der Qualität seines Angebots arbeiten", lautet denn auch das Fazit von Neugebauer.

Erst Anfang Juni hatte die Anwendervertretung eine Mängelliste zu Oracle VM 3 veröffentlicht. Demnach enthalte das Release 3.0 der Virtualisierungs-Software zahlreiche Probleme für die Benutzer, hieß es dort. "Grundsätzlich verhindern die Probleme den Einsatz von Oracle VM nicht", so Björn Bröhl, Leiter der Infrastruktur & Middleware Community der Doag. "Doch Implementierung und Betrieb sind mit unnötigem Mehraufwand verbunden, der bei den Anwendern für große Unsicherheit sorgt." Auch in der mittlerweile herausgebrachten Version 3.1 von Oracle VM Server für x86 seien etliche Probleme immer noch nicht behoben, moniert die Anwendervertretung. Man erwarte von Oracle eine rasche Beseitigung, lautet die unmissverständliche Forderung der Doag.

"Alles aus einer Hand" ist nicht gefragt

Das Plädoyer der Oracle-Verantwortlichen für einen möglichst einheitlichen Stack scheint indes bei den meisten Anwendern wenig Gehör zu finden. Obwohl der Konzern gern mit dem Slogan wirbt, "engineered to work together", hat das Zusammenspiel der einzelnen Oracle-Applikationen und -Komponenten innerhalb einer IT-Infrastruktur für die Anwender offenbar keine Priorität. Lediglich jeder vierte bezeichnete dies in der Umfrage als wichtig beziehungsweise sehr wichtig. Für ein weiteres Viertel hat das Thema keine Relevanz, 41 Prozent bezeichneten es sogar als unwichtig bis vollkommen unwichtig.

Wert legen die Anwender allerdings darauf, dass das Zusammenspiel von Oracle-Produkten mit Lösungen anderen Anbieter funktioniert - speziell das Zusammenspiel zwischen Oracle und VMware. Über die Hälfte der Befragten fordert eine bessere Unterstützung von VMware unter Oracle. 71 Prozent wünschen sich eine Änderung der Lizenzpolitik Oracles im VMware-Umfeld. Diese Unzufriedenheit schwelt bereits seit längerem. Schon im März vergangenen Jahres hatte die Doag das Lizenzmodell Oracles in Sachen Virtualisierung kritisiert.

Der Grund: Gängige x86-Virtualisierungslösungen wie VMWare werden von Oracle nur als Soft-Partitioning eingestuft. Dies hat zur Folge, dass die Oracle-Produkte für den kompletten Server beziehungsweise Server-Verbund lizenziert werden müssen, auch wenn die Oracle-Produkte nur auf einer kleinen Partition mit einer begrenzten Anzahl zugewiesener Prozessoren laufen. Im x86-Umfeld sind nur die Oracle VM und die mittlerweile ebenfalls zu Oracle gehörenden Solaris Container als Hard-Partitioning anerkannt. Das bedeutet, dass bei diesen beiden Virtualisierungs-Lösungen nur die zugewiesenen Prozessoren lizenziert werden müssen.

Oracle lehnt Gleichbehandlung ab

Die Doag forderte dagegen eine Gleichbehandlung aller x86-Virtualisierungslösungen bezüglich der Einordnung nach Hard- und Soft-Partitioning. Das hat Oracle bis heute abgelehnt. "Unsere Aktivitäten, uns für die Wünsche der Mitglieder einzusetzen, sind bei Oracle auf wenig Verständnis gestoßen", konstatierte damals Doag-Vorstandsvorsitzender Neugebauer. "Oracle versucht, den Einsatz der eigenen Virtualisierungs-Lösung zu erzwingen, kann damit aber wichtige Marktanteile an die Konkurrenz verlieren."