Oracle: 1500 Unternehmen nutzen Unbreakable Linux

16.11.2007
Auf der Hausmesse Openworld rührte Oracle-Chef Lawrence Ellison die Werbetrommel für das eigene Linux-Angebot, das direkt gegen den Konkurrenten Red Hat gerichtet ist.

Seit der ersten Ankündigung von Unbreakable Linux vor einem Jahr haben 1500 Unternehmen einen Supportvertrag unterzeichnet, erklärte Ellison in einer Rede auf der Oracle-Hausmesse Openworld. Diesen Erfolg habe man praktisch ohne Vertriebsanstrengungen eingefahren. Noch vor sechs Monten hatte Oracle gerade Mal von 26 Kunden gesprochen. Ellison: "Wir haben das erreicht, während wir noch dabei waren, unser Linux-Verkaufsteam aufzubauen."

Unbreakable Linux basiert zum größten Teil auf der im Markt etablierten Distribution Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Oracle verspricht Kunden einen deutlich kostengünstigeren und besseren Support – eine Kampfansage an den weltweit erfolgreichsten Linux-Distributor Red Hat. Im Rahmen von Unbreakable Linux bietet Oracle unter anderem Bugfixes für die Linux-Distributionen von Red Hat an. Während Red Hat Fehler in aller Regel erst in den neuen Versionen beseitige, biete der Oracle-Support Fixes auch für die aktuellen Linux-Varianten, argumentiert Ellison. Anwender müssten daher nicht auf eine komplett neue Version umsteigen, sondern könnten mit ihrer aktuellen Distribution weiterarbeiten.

Trotz dieser potenziellen Vorzüge hielt sich die Nachfrage nach Unbreakable Linux zunächst in engen Grenzen (siehe auch: Oracle-Linux lässt Anwender kalt). Befürchtungen von Analysten, der Vorstoß könnte Red Hat wirtschaftlich schaden oder gar die Existenz kosten, bewahrheiteten sich nicht. In einer Telefonkonferenz zum abgelaufenen Quartal erklärte Red Hats CEO Matthew Szulik erst kürzlich, sein Unternehmen habe "mehrere tausend" neue Kunden gewonnen. Die Umsätze mit Software-Abonnements, die auch Support-Verträge beinhalten, seien im Jahresvergleich um 29 Prozent gestiegen. Mit den Ergebnissen des zweiten Fiskalquartals übertraf Red Hat sogar die Erwartungen von Finanzanalysten.

Wie erfolgreich Oracle im Revier des Rivalen wildert, muss sich erst noch erweisen. Auf der Openworld präsentierte Ellison eine ganze Reihe neuer Kunden für Unbreakable Linux, darunter neben Mitsubishi, Nissan und der Stanford University auch der PC-Direktanbieter Dell. Die Texaner betreiben ein Computing Grid mit 16 Rechenknoten auf Oralces Datenbank 11g unter Red Hat Enterprise Linux. Den Support beziehen sie über einen Unbreakable-Linux-Vertrag. "Es spielt keine Rolle, welche Linux-Distribution Sie nutzen (Oracle oder Red Hat), Oracle wird Sie unterstützen", erklärte Cole Crawford, IT-Strategie-Manager bei Dell.

Auch der Internet-Konzern Yahoo nutzt künftig Oracles Angebot, fährt in Sachen Linux aber zweigleisig. Von den rund 150 000 Servern des Unternehmens arbeiten etwa 50 000 unter RHEL 4. "Wir wollen vergleichen, wer von beiden Bug Fixes schneller liefert", erläuterte Yahoo-Manager Tim Heath. Zwar beziehe Yahoo weiterhin auch Support-Dienste von Red Hat. Doch mit der Unterstützung von Oracle im Rahmen von Unbreakable Linux sei man bisher sehr zufrieden.

Red Hat reagiert auf die Initiative mit Kritik. Oracle gehe es dabei keineswegs um besseren Support, erklärte Brian Stevens, CTO des Linux-Distributors: "Ellison will den IT-Stack besitzen." Unabhängige Studien belegten, dass Red-Hat-Kunden keineswegs unzufrieden mit dem Support seien, wie von Oracle behauptet. (wh)