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Optionsskandal: Amerikaner versprechen "brutalstmögliche" Aufklärung

07.09.2006
Manager, die in den aktuellen Backdating-Skandal um umdatierte Aktienoptionen vor allem in der Hightech-Industrie der USA verstrickt sind, müssen die geballte Macht von SEC, IRS und Justizministerium fürchten.

Quasi brutalstmögliche Aufklärung versprachen die drei Behörden gestern bei einer Anhörung des Finanzausschusses des US-Senats. Wie viele Firmen allerdings wirklich mit Prozessen oder Strafen rechnen müssen, ist unklar.

Die SEC (Securities and Exchange Commission) ermittelt derzeit gegen mehr als 100 Firmen, die möglicherweise Aktienoptionen für ihre Mitarbeiter falsch bilanziert haben. Vor Gericht stehen deswegen bislang nur Manager von Brocade Communications Systems und Comverse; zwei frühere Brocade-Manager hatten vergangene Woche auf "nicht schuldig" plädiert.

Beim so genannten Backdating wird das Datum der Zuteilung eines Optionspakets rückwirkend so geändert, dass es scheinbar zu einem Termin gewährt wurde an dem es weniger wert war – damit erhöht sich der Gewinn des Empfängers bei der Ausübung. Das ist zwar per se nicht illegal – wird es aber vor den Aktionären verborgen, könnten Verstöße gegen Aktien- und Steuergesetze sowie Betrugsstatuten vorliegen.

Der Finanzausschuss erwägt sogar bereits mögliche Gesetzesänderungen, um der Backdating-Praxis einen Riegel vorzuschieben. Aus Sicht des demokratischen Mitvorsitzenden des Ausschusses liegt das Problem allerdings woanders – die Manager seien zu gut bezahlt. "Es wird höchste Zeit, dass wir die Schlupflöcher in der Steuergesetzgebung beseitigen", sagte Max Baucus.

Die SEC geht davon aus, dass neue, ab dem kommenden Jahr geltende Regeln mehr Transparenz bei den Gehältern von Führungskräften schaffen und keine Gesetze geändert werden müssen. "Diese Probleme kann nicht der Kongress reformieren", befindet auch Commissioner Mark Everson von der Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service). "Das muss die amerikanische Wirtschaft erledigen." (tc)