Option auf IBM-Kompatibilität wird nicht aufgegeben, aber:NAS liebäugelt mit offenen Standards

13.05.1988

PARIS (IDG) - Die PCM-Hersteller haben Morgenluft gewittert: Nach der Amdahl Corp. wird voraussichtlich im kommenden Jahr auch die National Advanced Systems Corp. (NAS) ein Unix-Derivat für ihre 370-kompatiblen Mainframes anbieten. Die Bindung an IBM-eigene Umgebungen will NAS jedoch keineswegs aufgeben.

Der Mainframe-Produzent hat sich einem Entwicklungsabkommen zwischen Sun Microsystems und AT&T angeschlossen; mit Hilfe der beiden Partner hofft NAS, Unix System V Release 4 demnächst im Native-Mode auf seinen XL- und VL-Großrechnern anbieten zu können. Das teilte Dave Martin, Chief-Executive-Officer bei NAS und Vice-President des Mutterunternehmens National Semiconductor, jetzt der CW-Schwesterpublikation "Le Monde Informatique" mit.

In der Vergangenheit war NAS stets auf strikte Software-Kompatibilität mit IBM bedacht gewesen - im Gegensatz zum Mitbewerber Amdahl, der bereits eine eigene Unix-Version auf seinen UTS-Rechnern anbietet. Martin betont denn auch, daß seine Company keinerlei Absicht hege, die Option auf eine hundertprozentige IBM-Kompatiblität aufzugeben.

Wie von dem NAS-Manager zu erfahren war, arbeiteten im vergangenen Jahr 88 Prozent aller Mainframes innerhalb einer IBM-Umgebung; vier Fünftel davon gingen auf das Konto von Big Blue, den Rest teilten sich die PCM-Anbieter. Voraussagen der Gartner Group zufolge werde um die Jahrtausendwende der gesamte Großrechnermarkt mit IBM-Umgebungen abgedeckt sein, wovon der Branchenprimus 70, die PCMer 30 Prozent für sich beanspruchen könnten.

"Hier liegt ganz klar unser Markt" meint Martin, ergänzt jedoch "Gleichzeitig findet eine Entwicklung hin zu offenen Standards statt und Unix ist einer davon." Die NAS Strategie laute also folgendermaßen: "100 Prozent IBM-kompatibel sein und gleichzeitig diese Umgebung an andere Standards anschließen - einschließlich VMS von Digital." Darüber hinaus, so der NAS-Manager, werde das Unternehmen im kommenden Jahr auch einen vollständigen Satz von Telekommunikationsprodukten ankündigen, die sowohl in den OSI-Rahmen passen als auch die Protokolle von DEC und IBM sowie TCP/IP unterstützen sollen.