Opteron schlägt 64-Bit-Xeon

15.10.2004
In einem Vergleichstest hybrider 32/64-Bit-Server hat ein Opteron-basierender Rechner gegenüber einem System mit Intels Xeon EM64T deutlich bessere Leistungswerte gezeigt.

Dem Testlabor der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" standen zwei - mit Ausnahme der Prozessoren - gleich stark ausgestattete Computersysteme zur Verfügung (siehe "Testkandidaten"). Im "Poweredge 2800" von Dell arbeiteten zwei Xeon-EM64T-CPUs von Intel mit einer Taktgeschwindigkeit von 3,6 Gigahertz. Demgegenüber waren die zwei Opteron-250-Prozessoren im Herz des Servers "2100" von Newisys aus Austin, Texas, nur mit 2,4 Gigahertz getaktet. Doch das Testergebnis sollte zeigen, dass Taktraten allein herzlich wenig aussagen.

Auf beiden Rechnern wurde Red Hat Enterprise Linux 3.0 AS für 64-Bit-Umgebungen mit Upgrade 3 installiert; darauf die 64-Bit-Benchmark-Software. Als Client diente ein Compaq "Proliant ML370" mit zwei 2,8 Gigahertz schnellen 32-Bit-Xeon-CPUs und 4 GB Hauptspeicher sowie dem gleichen Betriebssystem. Für die Verbindung sorgten Gigabit-Kupferkabel.

Der erste Test erfolgte mit MySQL 3.23.58 und dem zugehörigen SQL-Bench-Tool. Mittels eines in Perl geschriebenen CGI-Scripts sollte eine Tabelle mit 210 Reihen aus einer Datenbank mit 3500 Reihen und zehn Spalten extrahiert werden. Dabei war die Opteron-Maschine im Durchschnitt 26 Prozent schneller als Dells EM64T-System. Dies überrascht, denn die Disc-I/O-Performance war erwartungsgemäß nahezu identisch, was bei Datenbanktests große Bedeutung hat. Die Ursache ist unbekannt.

Als nächstes folgte ein Test mit Apache 2.046. Beim Web-Service für statische Websites erwies sich der Opteron-basierende Server als 21 Prozent schneller. Das sind immerhin pro Sekunde 700 mehr Aufrufe einer Site. Beim dynamischen Test waren es zehn Aufrufe mehr, 25 Prozent schneller als die EM64T-Maschine.

Die Überraschung folgte dann beim Linpack-Test, der im High-Performance-Computing gebräuchlich ist. Im Floating-Point-Test hängte das EM64T-System den Opteron-Server um 44 Prozent ab. Die Überraschung ließ sich bald erklären: Die Routinen dieses Tests vernachlässigen die Latenzzeiten der prozessorinternen Cache-Speicher. Genau das aber ist ein Manko des Level-2-Cache in der aktuellen EM64T-Architektur.

Beim Test zur CPU-Effizienz unter High-Performance-Bedingungen wandelte sich das Bild wieder zum Vorteil des AMD-Prozessors. Mit nur einem aktiven Prozessor war das Intel-System noch gleichauf. Doch im Dual-Prozessor-Modus kam das Opteron-System auf eine Spitzenauslastung von 88,8 Prozent, während Intels 32/64-Bit-Lösung auf 84,8 Prozent abfiel. Offenbar befördert AMDs Numa-Architektur zur Adressierung der Speicher die Prozessorleistung.

Test mit "Real-Life"-Anwendungen sind sicher aussagekräftiger als andere Benchmarks, aber nicht mehr als Indikatoren eines definierten Systemverhaltens. Die Leistung eines Servers ist nicht nur abhängig von seiner CPU, sondern auch vom Motherboard-Design, Chipset, RAM-Typ, Grafik-Controller etc. (ls)

Testkandidaten

?Dell Poweredge 2800: Zwei Intel Xeon EM64T, 3,6 Gigahertz; 4 GB RAM; 36 GB U320-SCSI-Festplatte.

?Newisys 2100: Zwei AMD Opteron 250, 2,4 Gigahertz; 4 GB RAM; 36 GB U320-SCSI-Festplatte.