Produktstrategie noch nicht geklärt

Open Text will Ixos kaufen

24.10.2003
MÜNCHEN (ajf) - Das kanadische Softwareunternehmen Open Text hat ein Übernahmeangebot für den Münchner Archivspezialisten Ixos abgegeben. Damit setzt sich die Konsolidierung im Markt für Enterprise-Content-Management (ECM) fort.

"Ein sehr attraktives Angebot" habe Open Text den Ixos-Aktionären gemacht, kommentiert Ixos-Chef Robert Hoog den am Dienstag bekannt gegebenen Deal. Statt von einer Übernahme zu reden, nannten die beteiligten Unternehmen das Ergebnis der Verhandlungen lieber ein "Business Combination Agreement". Am Ergebnis ändert dies jedoch nichts, denn faktisch will Open Text die Münchner Softwerker übernehmen. Geboten sind neun Euro je Aktie in bar; optional ist ein Aktientauschmodell, das einen Gegenwert von knapp über zehn Euro pro Ixos-Papier festsetzt. Somit summiert sich die Transaktion auf einen Gegenwert zwischen 199 Millionen und 223 Millionen Euro.

"Gemeinsames Interesse"

Von welcher Seite die Initiative ausgegangen ist, wollte Hoog nicht sagen: "Beide Unternehmen haben ein gemeinsames Interesse entwickelt." Dies mag auch für den Großaktionär von Ixos gegolten haben. Seit dem Sommer 2002 hält die Beteiligungsgesellschaft General Atlantic Partners (GAP) des ehemaligen Mannesmann-Chefs Klaus Esser knapp über ein Viertel der Ixos-Aktien. GAP soll nach Angaben der Unternehmen bereits in die Übernahme eingewilligt haben. Die Ixos-Gründerfamilien Färber und Strack-Zimmermann, die etwa neun Prozent am Archivspezialisten halten, haben sich noch nicht entschieden. Laut Hoog stehen sie dem Deal, der zu Beginn des kommenden Jahres in trockene Tücher kommen soll, "positiv" gegenüber.

Mit der Übernahme setzt sich die Konsolidierung im ECM-Markt fort. Erst in der vergangenen Woche hatte der Speicherspezialist EMC das Softwarehaus Documentum für 1,7 Milliarden Dollar akquiriert (siehe Seite 26). Für den Branchenexperten Ulrich Kampffmeyer steht in dem Softwaresegment, das gesunde Wachstumsraten aufweist, inzwischen die Größe des Anbieters im Vordergrund: "Früher drehte sich die Konsolidierung um das Produktportfolio, heute geht es um Marktanteile." Mit im Geschäft sind neben Documentum noch IBM und Filenet. Doch auch Microsoft greift zunehmend in das Geschehen ein und Open Text mit dem "Sharepoint-Portal-Server" an, berichtet Kampffmeyer.

Gemeinsam kommen Ixos und Open Text auf einen Jahresumsatz von rund 320 Millionen Dollar und mehr als 2000 Mitarbeiter, was sie im ECM-Bereich auf einen der vordersten Plätze katapultiert. Wie viel sich davon mittelfristig halten lässt, ist unklar, denn im kombinierten Portfolio gibt es einige "Redundanzen", kommentiert DMS-Berater Bernhard Zöller: "Da wird stellenweise ein sehr heterogenes Paket geschnürt." Dies betreffe weniger die Highend-Lösungen (Archiv und Collaboration) als vielmehr die zuletzt zugekauften Anbieter wie Gauss/Magellan (Open Text), Powerwork und Obtree (Ixos). Noch sei es zu früh, über deren Zukunft zu entscheiden, hieß es dazu von den Companies.