Canonicals Führungsspitze bekommt Prügel aus den eigenen Reihen

Open-Source- und Linux-Rückblick für KW10

11.03.2013
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Canonical ist mal wieder im Alleingang unterwegs und hat einen eigenen Display-Manager angekündigt. Die Ubuntu-Community fühlt sich nicht mehr als solche.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Informationen zu Linux und Open-Source in der Kalenderwoche 10. Nach Canonicals Ankündigung einen eigenen Display-Manager zu entwickeln, ist eine kleine Bombe geplatzt. Allerdings stößt der Open-Source-Community in erster Linie das Wie und nicht das Was sauer auf.

The Document Foundation hat LibreOffice 4.0.1 ausgegeben. Impress Remote für Android gibt es nun für alle Plattformen. Die Apache Foundation feiert Download Nummer 40 Millionen von OpenOffice 3.4. Pünktlich zur CeBIT gibt es Neues von Kanotix. Hier liefert man den Steam-Client per Standard mit aus.

Mir: Canonicals eigener Display-Manager

Gerüchte um einen eigenen Display-Manager für Ubuntu gab es schon länger. Nun wurde angekündigt, dass man bereits seit neun Monaten hinter verschlossenen Türen an Mir arbeitet. Die Reaktionen darauf bezogen sich in erster Linie aber nicht auf die Software oder den Alleingang selbst. Entwickler reagieren sauer, wie Canonical Mir dargestellt hat.

Auf der Mir-Seite hatte Canonical angebliche Fakten über Wayland präsentiert, um Mir besser aussehen zu lassen. Diese entsprachen allerdings nicht der Wahrheit und wurden auch recht flott wieder entfernt. Die Entrüstung über die Darstellung falscher Tatsachen wurde im Wayland-Lager nicht besonders positiv aufgenommen.

Auch KWin-Hauptentwickler Martin Gräßlin äußerte sich zu dem Thema, obwohl er eigentlich gar nicht wollte. Nachdem Mark Shuttleworth gesagt hatte, dass er sich sicher ist, dass KDE auch mit Mir zusammenarbeitet, kanzelte der KDE-Entwickler dies ab. Man hätte sich mit dem KDE-Team bisher weder in Verbindung gesetzt, noch habe man Pläne, KWin auf Mir zu portieren. Weiterhin solle Shuttleworth davon Abstand halten, KDE für seine Pro-Mir-Kampagne zu benutzen.

Ärger gibt es auch aus den eigenen Reihen, beziehungsweise der Ubuntu Community. Diverse langjährige Mitglieder haben ihren Unmut ausgedrückt. Martin "DoctorMo" Owens gibt sogar seine Mitgliedschaft auf, weil es seiner Meinung nach keine Community mehr gibt. Richtung Community-Manager Jono Bacon schreibt er, dass er sich eine Community vielleicht anders vorstelle. Das sei aber keine, in der Owens Mitglied sein möchte.

Sam Spilsbury, einer der Top-Entwickler von Compiz, hat ebenfalls keine Lust mehr. In einem Kommentar zu einem weiteren gefrusteten Entwickler lässt er Dampf ab. Man habe ihn vier Monate lang an Compiz arbeiten lassen, um dann zu erfahren, dass man keine Patches mehr aus der Community für Compiz annehme. Sein Code sei ausgiebig und nach Vorschrift gestestet und wirke sich positiv im Zusammenspiel mit NVIDIA-Software aus. Ubuntu sei für ihn ab sofort Zeitverschwendung.

In vielen Blog-Einträgen ist der pure Frust zu lesen und unterm Strich kommen alle zum selben Ergebnis: Die Community fühlt sich ausgegrenzt.

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Trost für die verärgerten Entwickler kommt aus dem openSUSE-Lager. Man kenne das Gefühl aus Novell-Zeiten, schreibt Richard Brown. Vielleicht könne Canonical hier von openSUSE etwas lernen. Außerdem nehme man gefrustete Ubuntu-Mitglieder gerne auf, weil das sicher kein Nachteil für openSUSE sei. Wie sich die Zeiten ändern. Vor einigen Jahren lud Shuttleworth die gefrustete SUSE-Community noch zu Ubuntu ein, weil hier die Community im Vordergrund stehe.

Shuttleworth äußerte sich auch zum Vorschlag, dass man die Nicht-LTS-Versionen als Rolling Relesae ausgeben soll. Davon ist er nicht begeistert. Vielmehr möchte er den Release-Zyklus noch forcieren und man könne eher darüber sprechen, neuere Software für die LTS-Ausgaben zurück zu portieren. Ubuntu 12.04 bekäme auch neue Kernel und die neueste Version von OpenStack ist ebenfalls verfügbar.

LibreOffice 4.0.1

Wie üblich gibt es die aktuelle Ausgabe der freien Bürosoftware-Lösung LibreOffice für Linux, Mac OS X und Windows. Mit Stolz hat man angekündigt, dass die Zahl der täglichen Downloads nun bei zirka 100.000 liegt. Vor einem Jahr sei es ein Viertel davon gewesen.

Die Impress-Fernbedienung für Android funktioniert ab sofort auf allen Plattformen. Sie finden die Software bei Google Play und wie man si benutzt im LibreOffice-Wiki. Die neueste Version von LibreOffice gibt es wie immer im Download-Bereich der Projektseite.

OpenOffice 3.4: 40 Millionen Downloads

40 Millionen Downloads ist eine beeindrucken Zahl. So oft wurde OpenOffice 3.4 bisher heruntergeladen. Im Blog der Apache Foundation veranschaulicht man diese Zahl auf eigene Weise.

Würde man die 40 Millionen Kopien auf CD ausliefern und aneinanderlegen, wäre das eine Streck von 4800 Kilometern oder eine Reise von Lissabon nach Moskau. Aufeinander gestapelt käme man auf eine Höhe von 48 Kilometer.

Kanotix CeBIT 2013 Special

Das ist wirklich eine spezielle Ausgabe der auf Debian basierenden Linux-Distribution. Man hat nicht nur den Steam-Client vorinstalliert, sondern auch die neuesten NVIDIA- und AMD-Treiber an Bord.

Das Betriebssystem bringt Kernel 3.8.2, NVIDIA 313.18 und Fglrx 13.2 Beta 7 mit sich. Weiterhin sind LibreOffice 4.0.0 und Iceweasel 19 an Bord. Sie finden Versionen für 32- und 64-Bit-x86-Architekturen auf diesem Server. (ph)