Tapestry von Infoblox

Open Source Tool bewertet Netzwerk-Komplexität neu

25.09.2013
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Der Netzautomatisierungsexperte Infoblox hat die Open-Source Software „Tapestry“ entwickelt, mit der die Komplexität eines Netzwerkes gemessen werden kann. Die damit gewonnenen Daten sollen der Diskussion über die Auslastung der Netzinfrastruktur durch Mobility, Cloud, Big Data und Co. neues Material liefern.
Netzwerk-Komplexität ist (IT-)Chefsache, befindet Stuart Bailey, CTO von Infoblox
Netzwerk-Komplexität ist (IT-)Chefsache, befindet Stuart Bailey, CTO von Infoblox
Foto: Infoblox

Um bislang Einblicke in die Netzwerk-Komplexität zu bekommen, war es notwendig, sowohl die Anzahl der Geräte zu zählen, aus der die Netzwerkinfrastruktur besteht, beispielsweise Router, als auch die Wege aufzuzeichnen, die diese miteinander verbinden. Wie Stuart Bailey, Gründer und CTO von Infoblox, im CW-Gespräch erklärte, ist diese Einschätzung allerdings nicht mehr zeitgemäß. "Die rapiden Veränderungen in der Netzwerktechnologie einschließlich Virtualisierung, Cloud, Big Data und Machine-to-Machine-Kommunikation machen es nötig, stärker auf das große Ganze zu schauen", so Bailey.

Es werde immer deutlicher, dass nicht die Bandbreite und Port-Dichte, sondern die Komplexität das größte Wachstumshindernis bei Netzwerken sei. Nichtsdestotrotz konzentrierten sich die Diskussionen rund um Netzwerk-Komplexität aber auf Kabel und Boxen statt die Beziehungen, in denen Geschäftsprozesse miteinander stehen, in den Mittelpunkt zu stellen. "Netzwerk-Komplexität ist ein Thema, mit dem sich CIOs beschäftigen müssen. Dazu muss sie messbar und nachvollziehbar sein.", fasst der Infoblox-Gründer zusammen.

Der Network Complexity Index (NCI) zeigt an, wie sich die Komplexität des Netzwerks verändert.
Der Network Complexity Index (NCI) zeigt an, wie sich die Komplexität des Netzwerks verändert.
Foto: Infoblox

Als Hilfestellung haben Bailey und sein Forschungsteam die Software "Tapestry" entwickelt, die ab Oktober kostenlos über das FlowForwarding.org-Projekt (www.flowforwarding.org) heruntergeladen werden. Die Software kann laut Infoblox überall im Netzwerk eingesetzt werden und erstellt basierend auf Daten, die anhand der Endpunkt-Interaktionen über Kontrollsysteme wie Domain Name System (DNS) gewonnen werden, den Network Complexity Index (NCI). Grundlage der Bewertung ist die von Bailey und Prof. Robert Grossman von der Universität in Chicago entwickelte Bailey-Grossman-Gleichung. Diese berücksichtigt die Zahl der Endpunkte eines Netzwerks und wie sie miteinander interagieren, um geschäftskritische Funktionen ausführen zu können.

Die zugrundeliegende Idee: Die IT-Verantwortlichen können die Änderungen ihres NCI über längere Zeit verfolgen und besser verstehen, wie die Komplexität ihres Netzwerkes wächst. Auf Basis dieser Informationen seien dann effektive strategische Investitionen in die Netzwerk-Infrastruktur möglich.

Tapestry ist laut Bailey einfach zu nutzen und soll mit fast allen existierenden IT-Netzwerken kompatibel sein. Die Software läuft als SDN-Anwendung auf einer kostenlosen Open-Source-Control Plane von FlowForwarding.org namens Loom. Diese wiederum steuert SDN-White-Boxes, die bereits für unter 250 Euro erhältlich sind, und die NCI-Daten sammeln. Die Boxen werden den DNS-Servern eines Netzwerks vorgeschaltet, ohne den Betrieb oder die existierende Infrastruktur zu beeinflussen.

Mit Tapestry könnten Unternehmen demnach sowohl Erfahrungswerte sammeln als auch potenzielle Vorteile einschätzen, wenn sie zu SDN übergehen wollen, wirbt Bailey für die Lösung. Die neue Möglichkeit, die Netzwerk-Komplexität zum ersten Mal zu quantifizieren und mit dem NCI messbar zu machen, sei ein frühes Beispiel dafür, wie SDN-Anwendungen CIOs helfen können, mit der wachsenden Geschwindigkeit von Geschäftsprozessen und dem Trend hin zu Virtualisierung, Cloud und Software-definierter Infrastruktur mitzuhalten.