Soreon-Studie: Anwender favorisieren Preis, Stabilität und Sicherheit von Linux

Open Source stehen Boom-Jahre bevor

18.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Eine neue Studie des Marktforschungsinstituts Soreon Research sagt Linux und Open-Source-Software eine rasch zunehmende Verbreitung in deutschen Unternehmen und Verwaltungen voraus.

Für die Studie "Der Markt für Open-Source-Software in Deutschland" hat Soreon Research im Mai und Juni dieses Jahres 150 Interviews mit Unternehmen und Verwaltungen geführt. Von ihnen setzen zurzeit zwölf Prozent Open-Source-Produkte ein. Doch diese Zahl wird, so lassen die Auskünfte der Befragten erwarten, bis Ende 2005 auf über 18 Prozent steigen und sich bis 2007 auf 24 Prozent verdoppeln. Führend ist dabei die Verbreitung von Linux auf Servern, die von zwölf auf 17 Prozent zunehmen wird. Den größten Sprung aber wird Linux auf Desktops machen - von vier auf zwölf Prozent.

Das wachsende Interesse an Open Source entsteht in erster Linie aus dem allgemeinen Zwang zu sparen. 38 Prozent der Umfrageteilnehmer favorisieren Linux aus Kostengründen. Die Stabilität und die Sicherheit von Linux-Umgebungen nennen 28 Prozent als Argument. Unabhängigkeit von Microsoft (zwölf Prozent) ist kein primäres Ziel. Dass Anwender eher pragmatisch denken, zeigt sich auch darin, dass das Motto "Never touch a running system" ein Hauptmotiv der Open-Source-Abstinenten ist.

Amtsschimmel als Antreiber

Die größte Verbreitung haben Open-Source-Produkte bei in-dustriellen Anwendern. Ihr Anteil wird hier von jetzt 18 Prozent auf 24 Prozent zulegen. Bei den Finanzdienstleistern steigt die Verbreitungsquote von 16 auf 19 Prozent. Die stärkste treibende Kraft hinter Open Source ist hierzulande die öffentliche Verwaltung. 14 statt jetzt sechs Prozent der Behörden werden künftig Linux-basierende Umgebungen nutzen.

Insgesamt rechnet Soreon damit, dass sich das Volumen des Open-Source-Geschäfts im professionellen Umfeld von derzeit 131 Millionen Euro auf 307 Millionen Euro im Jahr 2007 erhöhen wird. Die stärksten Zunahmen wird es dabei in den kommenden zwei Jahren geben. Kontinuierlich steigend, wird der größte Teil der Investitionen in Server-basierende Anwendungen gehen. Aber das Desktop-Segment holt schnell auf und soll nach Soreon-Vorhersagen im Jahr 2007 bereits 45 Prozent des gesamten Open-Source-Marktes ausmachen.

Doch vom größeren Kuchen werden nicht alle Anbieter gleichermaßen naschen können. Mehr als bisher werden Anwender insbesondere in Support investieren, dessen Anteil an den Gesamtinvestitionen in Open Source sich von 62 auf 74 Prozent erhöht. Die Ausgaben für Linux-Training und Open-Source-Software nehmen zwar zu, haben aber einen sinkenden Anteil am Gesamtmarkt. Die zunehmende Sicherheit der Anwender im Umgang mit Open Source zeigt sich insbesondere darin, dass die Nachfrage nach Installationshilfen deutlich zurückgehen wird.

Die Soreon-Studie empfiehlt den Anwendern, bei der Suche nach Lösungen grundsätzlich Open-Source-Produkte in Betracht zu ziehen. Dies gelte nicht nur für Server-, sondern auch für Desktop-Umgebungen. Quelloffene Software sei ein probates Mittel, die IT-Kosten zu reduzieren. Den IT-Anbietern gibt Soreon den Rat, ihre Produkte in Linux-fähigen Versionen zur Verfügung zu stellen. Besonders wichtig sei das Angebot eines qualifizierten Supports. Die Anbieter sollten spezifische Softwareprodukte für Branchen offerieren. (ls)

Abb: Open-Source-Märkte 2003 bis 2007

Der Boom im Open-Source-Markt ist vor allem in den nächsten zwei Jahren überdurchschnittlich - und gefördert von der Desktop-Migration der öffentlichen Verwaltung. Quelle: Soreon Research