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Open-Source-Gemeinde ist stinksauer auf SAP-Manager Agassi

15.11.2005
Mit kritischen Äußerungen über die Open-Source-Bewegung hat sich SAP-Vorstand Shai Agassi den Unmut der Community zugezogen.

Open Source repräsentiere eine Art von "IP-Sozialismus", die Innovationen vernichte, hatte Agassi vergangene Woche in einer US-amerikanischen Talkrunde zum Besten gegeben (IP = Intellectual Property, geistiges Eigentum). Zwar begrüße SAP einige Aspekte des Open-Source-Modells, darunter die Möglichkeit, den Code einzusehen und das Know-how vieler Entwickler zu nutzen. Doch die Idee, geistiges Eigentum habe frei zu sein, schade der Gesellschaft: "Wenn es keinen Weg gibt, IP zu verteidigen, gibt es keinen Grund, in IP zu investieren", erklärte Agassi, der im SAP-Vorstand für Produktentwicklung und Technologie verantwortlich zeichnet.

Protagonisten wie Dave Rosenberg, Analyst in den Open Source Development Labs (OSDL), reagierten empört. In einem Weblog-Posting bezeichnete Rosenberg die Äußerungen als "dreist und schlecht informiert". Die Einlassungen ähnelten Microsofts früheren Versuchen, das Open-Source-Modell als Krebsgeschwür zu diskreditieren, das "unamerikanisch" sei.

In einem eigenen Weblog-Posting versuchte Agassi, die Wogen zu glätten. Unter dem Titel: "I love Open Source - really!", erklärte er, seine Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Kritiker halten dem entgehen, SAP habe die Debatte über geistiges Eigentum nicht zufällig angestoßen. Der deutsche Konzern gehörte zu den entschiedenen Befürwortern der umstrittenen Softwarepatentrichtlinie, die das EU-Parlament im Juli mehrheitlich abgelehnt hatte. Florian Müller, Initiator der Kampagne "NoSoftwarePatents.com" nannte die Kritik eine bewusste Verzerrung der Wirklichkeit. Die meisten aktiven Gegner von Softwarepatenten seien keineswegs Sozialisten: "Tatsächlich mussten wir den freien Markt und unser eigenes geistiges Eigentum gegen die Lobbyisten bei SAP und anderswo verteidigen." (wh)