Open Office 1.1 verbessert Web-Fähigkeiten

15.05.2003
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Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Version 1.1 von Open Office bringt neben zahlreichen Detailverbesserungen einige Neuerungen, die das Büropaket als Werkzeug für das Web interessant machen. Dazu zählen die erweiterten XML-Funktionen sowie die Unterstützung für weit verbreitete Dateiformate wie PDF und Flash.

Mit den bevorstehenden Updates von Open Office und Microsoft Office geht die Auseinandersetzung der rivalisierenden Büropakete in die nächste Runde. Die Konkurrenten setzen dabei aber verschiedene Akzente. Microsoft will Office 2003 zum wesentlichen Baustein seiner .NET-Plattform machen und bietet insbesondere XML-Fähigkeiten, Unterstützung für Web-Services und Integration mit seinem Collaboration-Portfolio an.

Die Unterstützung für Docbook soll als Beispiel dafür dienen, wie Open Office als XML-Editor genutzt werden kann.
Die Unterstützung für Docbook soll als Beispiel dafür dienen, wie Open Office als XML-Editor genutzt werden kann.

Dokumente mit selbst definierten XML-Schemata erstellen

Bei den XML-Features hatte Open Office bisher die Nase vorn. Seit der Version 1.0 speichern alle Anwendungen ihre Daten in einem XML-Format, das vom Open-Source-Projekt bei der Organization for the Advancement of Structured Information Standards (Oasis) zur Standardisierung eingereicht wurde. Office 2003 geht in dieser Hinsicht weiter, indem es Benutzern die Möglichkeit bietet, Dokumente auf Basis selbst definierter XML-Schemata zu erstellen. Allerdings gab Microsoft kürzlich bekannt, dass nur die teuren Profi-Versionen mit dieser Fähigkeit ausgestattet werden. Die Standard Edition kennt lediglich das von Microsoft festgelegte XML-Schema.

Während bei Kalkulationsprogrammen wie Excel und „Calc“ wegen der vorgegebenen tabellarischen Dokumentstruktur der Wunsch nach individuellen XML-Formaten nicht so ausgeprägt sein dürfte, trifft diese Einschränkung besonders die Textverarbeitung. Als vollwertiger XML-Editor eignet sie sich etwa als Autorenwerkzeug für Content-Management-Systeme (CMS) oder das Web-Publishing.

„Writer“ und „Word 2003“ geben Nutzern viel Gestaltungsfreiraum

Auch in der Version 1.1 bildet Open Office den Text, seinen Aufbau und seine Formatierungen ausschließlich in einer herstellerspezifischen XML-Struktur ab. Die eingebaute Textverarbeitung „Writer“ bildet daher das direkte Gegenstück zur Standardversion von Word 2003. Beide bleiben dem Paradigma der Textverarbeitung treu und gewähren Benutzern bei der Komposition des Dokuments volle Freiheit.

Die typischen Gestaltungselemente wie Druckformate, Abschnittsgrenzen oder Gliederungsebenen können beliebig eingesetzt werden und schlagen sich beim Speichern im XML-Dokument entsprechend nieder. Wenn Texte aber einer benutzerdefinierten Dokumentenstruktur entsprechen sollen, dann müssten Anwender in der Wahl dieser Mittel eingeschränkt werden. Das macht übrigens auch die Profi-Version von Word 2003 nicht, sondern überlagert die Stilmittel der herkömmlichen Textverarbeitung mit einer frei wählbaren XML-Struktur.

Open Office 1.1 versucht hingegen, die XML-Fähigkeiten im Rahmen des klassischen Textprozessors weiter auszubauen. Dazu gehört die Möglichkeit, aus dem vorgegebenen Schema auszubrechen, indem beim Speichern eine XSL-Transformation angestoßen wird. Im Gegensatz zu Office 2003 lässt sich jedoch nicht einfach ein XSL-Stylesheet mit einer Datei assoziieren. Stattdessen muss derzeit ein Import-Export-Filter erstellt werden, der Open-Office-Dokumente in eine andere XML-Struktur überführt. Dieser enthält seinerseits XSL-Transformationsskripts, die der integrierte Open-Source-Prozessor „Apache Xalan“ ausführt.

Als praktisches Anwendungsbeispiel liefern die Open-Office-Entwickler einen Filter für den weit verbreiteten Dokumententyp „Docbook“ mit. Dieser gilt als Standard für technische Artikel, Bücher und Dokumentationen. Damit sich Benutzer innerhalb der Anwendung an die Vorgaben der Document Type Definition (DTD) halten, bietet OpenOffice.org für Docbook zusätzlich eine Dokumentvorlage an. Druckformate und Abschnitte repräsentieren dort die XML-Elemente des Zielformats.

Sie zeigt allerdings die Grenzen einer Textverarbeitung beim Erstellen strukturierter Dokumente auf. So bereiten besonders verschachtelte Elemente Schwierigkeiten, weil sich Formatvorlagen nicht beliebig ineinander verschränken lassen. Daher berücksichtigt die Alphaversion der Docbook-Unterstützung nur einen Teil des Standards.

Der Writer von Open Office repräsentiert auch in der Version 1.1 noch kein vollwertiges XML-Werkzeug, eignet sich aber als Editor für flache und wenig komplizierte Dokumente. Die Nachbearbeitung und Konvertierung der OpenOffice-Dokumente, sei es über XSLT oder externe Scripts, wird durch das weitgehend transparente XML-Format begünstigt. Zu den häufig gewählten Zielformaten gehört dabei natürlich HTML.