OO-Entwicklung kein Thema mehr Integral fuehrt Gespraeche mit der deutschen QAD-Tochter

14.07.1995

MUENCHEN (hv) - Die Integral Datentechnik AG, Kaiserslautern, steckt in Schwierigkeiten. Der Anbieter des integrierten Anwendungspakets "Indios" hat von seinen Plaenen, ein objektorientiertes Nachfolgeprodukt unter dem Arbeitsnamen "Hugo" zu entwickeln, wieder Abstand genommen. Statt dessen soll nun die Internationalisierung der bestehenden Produkte vorangetrieben werden.

Seit mehr als einem Jahr ist Integral vergeblich auf der Suche nach einem Partner, der das Softwarehaus beim Sprung in den internationalen Markt unterstuetzen soll. Derzeit werden Gespraeche mit der QAD Germany GmbH gefuehrt. "Ich glaube nicht, dass es dort zu irgendeiner Vereinbarung kommt", meint allerdings Hans-Joachim Neuberger, Vorstandsvorsitzender der Integral AG. Eine Uebernahme schliesst er voellig aus - ebenso QAD-Chef Hakan Berglund.

Manfred Trepte, Aufsichtsratsvorsitzender und mit einem 25,5prozentigen Anteil groesster Gesellschafter von Integral, saehe eine Partnerschaft mit dem US-Softwarehaus nicht ungern.

QAD habe mit MFG/Pro im Gegensatz zu Integral ein Client-Server- faehiges Paket, das zudem international verbreitet ist. Im Gegenzug koennte Integral den Kaliforniern mit seinen Niederlassungen als Distributionskanal den Weg in den deutschen Markt ebnen.

Auch auf der Produktseite sind die Synergien augenfaellig: Beide Pakete sind in der 4GL-Entwicklungsumgebung Progress geschrieben und unterstuetzen die Oracle-Datenbank. Von umstiegsinteressierten Anwendern wuerde nur ein Minimum an Anpassungen im Hardware- und Software-Umfeld verlangt.

Schliesslich kaeme den Pfaelzern wohl auch in finanzieller Hinsicht ein starker Partner entgegen. Zwar betont Neuberger, Integral habe sich nach zwei rezessionsbedingt mageren Jahren wieder erholt. Doch Trepte raeumt ein: "Es ist richtig, dass Integral in finanziellen Schwierigkeiten steckt und auch deshalb einen Partner sucht." Leitende Angestellte haetten zuletzt nur teilweise ihre Gehaelter bezogen.

Trotzdem gibt Trepte Entwarnung: "Indios wird auf jeden Fall weiterentwickelt, allerdings nicht in der Geschwindigkeit, die wir vorgesehen hatten, um daraus eine Client-Server-Loesung zu machen." Das Nachfolgeprodukt Hugo, ein Redesign von Indios, sei erst einmal "in den Hintergrund gestellt worden".

Laut Neuberger kaeme Integral ein starker Partner zwar gelegen, man benoetige ihn jedoch keineswegs, um zu ueberleben. Gegenwaertig werde eine Kapitalerhoehung durchgefuehrt, ausserdem ordne das Softwarehaus seine Geschaefte neu und folge einem Restrukturierungsplan, der die Internationalisierung der Indios-Software vorsehe.