Weiterbildung bei Metro

Online-Lernen über Ländergrenzen hinweg

08.12.2010
Von Edgar Wang
Über Internet-Kurse lassen sich Bildungsprogramme weltweit verbreiten, aber jeweils an die lokalen Bedürfnisse anpassen. Der Handelskonzern Metro will auf diese Weise 100.000 Mitarbeiter trainieren.
Foto: Metro

Vor zwei Jahren startete die Metro Cash & Carry (MCC) eine internationale Weiterbildungsinitiative für 100.000 Mitarbeiter unterhalb der Management-Ebene in 670 Märkten. Der Großhandelsriese, der oft mit großen Flächen, Paletten und Warenpaketen in Verbindung gebracht wird, will sich durch die Zufriedenheit der Kunden profilieren: Ein Restaurantbesitzer, der mit einer neuen Speisekarte in die Fischabteilung kommt, soll optimal beraten werden können - in Nowosibirsk und Shanghai ebenso wie in Köln. Dazu müssen sich die Mitarbeiter mit Kundenkontakt immer wieder weiterbilden.

Kursinhalte an Länder anpassen

Das MCC Corporate House of Training hat deshalb 44 Online-Kurse erstellt, die Alltagsaufgaben der Mitarbeiter behandeln: von Sicherheits- und Hygieneregeln über Wissen zu Fisch und Gemüse bis hin zu Warenauszeichnung und -präsentation. Diese "E-Trainings" sind in einer halben Stunde zu bearbeiten und in den Märkten über Lernräume zugänglich. Bisher haben Mitarbeiter in 19 Ländern insgesamt 53.000 Trainings absolviert, im kommenden Jahr soll das Programm die Mitarbeiter in allen 31 Ländern mit MCC-Märkten erreichen.

Die Restaurantmenüs und Warenwünsche der Käufer sehen in jedem Land anders aus, die Gewohnheiten der Kunden sind es ebenfalls. Darum können die Landesorganisationen die zentral erstellten Kurse anpassen beziehungsweise selbst erstellen. Projektleiter Karl Knispel von der Metro AG erklärt dazu: "Wir übersetzen die Kursvorlage nicht nur, sondern passen die Inhalte an die lokalen Märkte an. Der Lerner soll sein Umfeld und die ihm vertrauten Kundensituationen wiedererkennen. Wenn wir Inhalte erstellen, beziehen wir lokale E-Training-Autoren ein." Die Kurse setzen sich aus Wissensbausteinen zusammen, die nach Bedarf verschoben und ersetzt werden können, sofern sie nicht zu den Unternehmensstandards gehören. So können beim "Produktwissen Fisch" Lerneinheiten zur Interaktion mit Kunden variieren, die Module zur Produktqualität müssen jedoch unverändert bleiben: Die Merkmale eines frischen Fischs sind weltweit gleich.

Eine Datenbank für alle Trainings

So entstand eine Vielzahl von wiederverwendbaren Varianten eines Web-basierenden Trainings, die in einer Datenbank erfasst sind. "Wenn wir für jedes Land eigene Trainings erstellt hätten, die wir aktualisieren müssten, wäre der Aufwand nicht mehr akzeptabel. Wir erstellen lokale Module auf derselben Plattform wie zentrale Vorlagen", so Knispel. Möglich macht dies der "KnowledgeWorker", das Autoren-Tool der Chemnitzer Firma Chemmedia, mit dem 36 Autoren für die MCC-E-Trainings arbeiten. Dafür machte der E-Learning-Dienstleister die Arbeitsumgebung global einsatzfähig, auch für Templates und Inhalte, die in Zeichenschriften wie Chinesisch und Japanisch oder in "Rechts-nach-links-Schriften" wie Arabisch und Urdu produziert werden. Chemmedia entwickelte für die Trainings von Metro ein Management-System, das die Inhalte verteilt und auch ein Reporting-System enthält. Chemmedia-Geschäftsführer Lars Fassmann ist zuversichtlich, dass mehr Großunternehmen auf länderübergreifende Weiterbildung setzen werden: "Wenn die E-Learning-Anbieter ihren Kunden helfen, zentral gesetzte Lern- und Management-Standards mit flexiblen Inhalten zu verbinden, eröffnen sich ihnen neue Möglichkeiten."