AOL geht gegen Spammer vor

Online-Anwender sind zu leichtfertig mit Paßwörtern

23.01.1998

Hacker nutzen die Ahnungslosigkeit einiger AOL-Mitglieder aus, um sich ihrer Benutzerdaten zu bemächtigen. Dabei führen sie einen scheinbar von America Online initiierten Dialog und bitten darum, die Kreditkartennummer und das Paßwort einzugeben, da es "Probleme mit dem Benutzerkonto" gebe.

Doch Abonnenten des Dienstes müssen sich auch mit dubiosen E-Mails auseinandersetzen. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, versprach eine als offizielle Umfrage getarnte Nachricht fünf Freistunden, wenn der Benutzer den Fragebogen ausfüllt. In Wirklichkeit wollte ein Online-Verbrecher wiederum nur Paßwörter sammeln.

Um solche verbrecherischen Handlungen zu vermeiden, warnt AOL seine Mitglieder in den Sicherheitshinweisen davor, ihr Paßwort weiterzugeben beziehungsweise auf Aufforderungen zu reagieren, das Kennwort online einzugeben oder zu mailen. Außerdem sollten User nach Worten von America Online nie Datei-Anhänge von E-Mails herunterladen, deren Absender sie nicht kennen. Wie Ingo Reese, Unternehmenssprecher der deutschen Dependance, auf Anfrage mitteilte, würden Mitarbeiter nie über den Online-Dienst, sondern ausschließlich telefonisch Informationen von ihren Mitgliedern anfordern.

Spammer wollte AOL erpressen

Weniger gefährlich aber dennoch sehr fragwürdig sind die schon seit längerem anhaltenden Spamming-Attacken, mit denen sich sowohl AOL-User als auch Anwender anderer Dienste auseinandersetzen müssen. Da America Online spezielle Filter in seinem Netz installierte, um die Nachrichtenflut durch Spammer abzublocken, wollte das selbsternannte "National Organisation of Internet Commerce" (NOIC) das Unternehmen dazu zwin- gen, Spamming zu erlauben. Andernfalls würde das NOIC die E-Mail-Adressen von rund fünf Millionen AOL-Mitgliedern auf seiner Web-Site veröffentlichen. Mittlerweile ließ die Organisation ihr Vorhaben fallen, da der Diensteanbieter nicht auf die Forderungen des Erpressers einging.

Nur unter einem Pseudonym chatten

Nach den Worten des AOL-Sprechers Ingo Reese bekommen Spammer die E-Mail-Adressen der Online-User, indem sie Web-Sites durchforsten, auf denen Online-Anwender ihre charakteristischen E-Mail-Adressen (Benutzeraol.com oder Benutzercompuserve.com) hinterlassen. Ferner nutzen einige Unwissende ihren AOL-Benutzernamen auch im Chat-Bereich. Wer vor unliebsamen E-Mails gefeit sein will, sollte besser unter einem Pseudonym schwatzen.

Außer der NOIC wurden nun zwei Unternehmen, IMS aus Knoxville und die in Baton Rouge ansässige Gulf Coast Marketing, wegen Spamming angeklagt. Doch auch Softwarefirmen wie beispielsweise Prime Data, die Programme vertreiben, mit denen sich die E-Mail-Adressen von AOL-Usern erschleichen lassen, müssen mit einer Anklage rechnen.