Cloud Computing

"On-Demand-Strategie von SAP soll das Bestandsgeschäft schützen"

18.06.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Die Analysten von Saugatuck Technology sehen in den unlängst von SAP angekündigten On-Demand-Angeboten eine Verteidigungsstrategie. Der Konzern hoffe wohl, dass Firmen ihre Kernapplikationen unangetastet lassen und diese um SAP-Softwaredienste aus der Cloud ergänzen.

Der Softwarekonzern SAP will eine Reihe von On-Demand-Diensten auf den Markt bringen. Nutzer von Produkten wie SAP ERP oder SAP Business Suite sollen diese in die eigene Umgebung einbinden und verwenden können, als wären es lokal installierte Softwaremodule. Für die Nutzung dieser ERP-Erweiterungen zahlt der Abnehmer eine Gebühr (siehe auch "SAP stellt Cloud-Services für ERP-Anwender in Aussicht"). Welcher Cloud-Computing-Anbieter die Data-Center dafür bereitstellt, steht noch nicht fest.

"Die Initiative zielt in erster Linie darauf ab, das Bestandskundengeschäft zu schützen", meinen die Analysten von Saugatuck Technology. Der ERP-Anbieter gehe offenbar davon aus, dass die Großkunden wenig Interesse haben, ihre SAP-Geschäftsapplikationen ganz oder zum Teil durch SaaS-Lösungen zu ersetzen.

SAP und Microsoft sitzen in einem Boot

SAP sei damit in einer ähnlichen Situation wie die Firma Microsoft, die mit der "Software-plus-Service"-Strategie ebenfalls darauf setzt, dass Anwender lokal installierte Software durch SaaS-Offerten ergänzen statt ersetzen werden (siehe "Bei Microsoft ist die Cloud Azure").

Aus der vom Ex-Oracle-Manager John Wookey geleiteten Entwicklergruppe sollen in der zweiten Jahreshälfte mehrere SaaS-Angebote für SAP-Kunden erscheinen:

  • ein mehrmandantenfähiges CRM-System,

  • eine Lösung zur Verwaltung von CO2-Emissionen (auf Basis von Clear Standards),

  • eine Applikation für die Lieferantenauswahl (e-Sourcing)

  • Tools für das firmenweite Ausgaben-Management (Expense-Management).

Saugatuck zufolge plant SAP darüber hinaus SaaS-Komponenten unter anderem für die Personal-Verwaltung (Human Capital Management, kurz HCM) und das Lieferkettensteuerung (Supply Chain Management, SCM). Zudem will SAP den Analysten zufolge das präsentierte On-Demand-Modell für Partner offen halten. Dies wichtig für SAP, beduete aber einen kulturellen Wandel für den Softwarekonzern.

Bisher, so die Saugatuck-Experten, gibt es auf den SaaS-Markt keine Alternativen für Kern-ERP-Software, die für Großfirmen geeignet ist. Zwar böten Netsuite und auch Plex Online ERP-Komponenten zur Miete an, doch diese seien vornehmlich für mittelständische Betriebe beziehungsweise für Geschäftsbereiche von großen Firmen geeignet.

Zwar würden Konzerne heute durchaus von Mietsoftware Gebrauch machen, doch handle es sich hier oft um CRM- oder HCM-Applikationen. Beispielsweise nutzt der Siemens-Konzern in großem Stil eine Personal-Management-Lösung vom SaaS-Anbieter SuccessFactors. Bekanntlich verwendet Siemens gleichzeitig eine umfangreiche Anzahl an ERP-Programmen von SAP.

Lediglich der amerikanische Anbieter Workday hat nach Einschätzung von Saugatuck das Zeug, zukünftig ERP-ähnliche Funktionen im On-Demand-Modell auch im Großkundenumfeld anzubieten. Die Firma wurde im Jahr 2005 von Dave Duffield, Gründer und Ex-CEO von Peoplesoft, in Leben gerufen.