OMG soll Spezifikationen übernehmen

OMG soll Spezifikationen übernehmen Hersteller wollen Sun die Kontrolle über EJB nicht allein überlassen

19.03.1999
MÜNCHEN (CW) - Die Forderungen aus den Reihen der Java- Anwender nach einem öffentlichen Standardisierungsverfahren für die Sprache werden lauter. Einige wollen Sun daran hindern, künftige Spezifikationen für das Komponentenmodell Enterprise Javabeans (EJB) im Alleingang festzulegen.

Für April 1999 kündigt Sun die "Java 2 Enterprise Editon" an, die der Entwicklung Server-basierter Java-Applikationen dienen soll und auf der im Dezember 1998 vorgestellten "Java 2 Standard Edition" basiert. Zentraler Bestandteil ist EJB, an dessen künftigen Spezifikationen, Codename "Moscone", Sun derzeit arbeitet und rechtzeitig zur "Javaworld" im Juni als Zwischen- Release 1.1 vorstellen möchte.

Zeitgleich mit der Ankündigung regt sich in der Java-Gemeinde und ihrem Wortführer IBM neuerlicher Unmut am sich abzeichnenden Alleingang Suns bei den Spezifikationen von EJB. Die Hersteller fordern, daß spätestens im Juni die Schnittstellen-Entwicklung des Komponentenmodells einer öffentlichen Standardisierung unterzogen wird. "Ich könnte mir vorstellen, daß die Open Management Group (OMG) die Arbeiten koordinieren könnte, wie sie es bereits jetzt mit den Spezifikationen zu Corba 3 macht", faßt John Swainson, IBM- Manager für Applikationen und Middleware, gegenüber der CW- Schwesterpublikation "Infoworld" die Position von Big Blue zum Thema EJB zusammen.

Der Vorschlag stößt indes bei Sun auf wenig Gegenliebe. So hält Bill Roth, Produkt-Manager für Java 2 Enterprise Edition, eine Zusammenarbeit mit einem Organ wie der OMG frühestens in zwei Jahren für sinnvoll. "Wir glauben, daß unser Spezifikationsprozeß der umfassendste und effektivste Weg ist, um die Komponententechnik weiterzuentwickeln, und wir wollen ihn voraussichtlich bis zum Ende der Roadmap beibehalten", weist der Manager das Ansinnen der Java-Unterstützer ab. Diese Haltung wird von einigen Analysten unterstützt, die die OMG wegen ihrer langwierigen Entscheidungsfindungen eher als Bremser bei einer zügigen Standardisierung sehen.

Hersteller wie Bluestone, Anbieter des Web-Applikation-Servers "Sapphire/Web", sehen dies anders: "Suns EJB-Spezifikationen werden steckenbleiben und völlig überladen sein", klagt Bob Brickel, Senior Vice-President Products. "Das Problem mit jeder Java-Schnittstelle ist, sie unter Kontrolle zu halten. Deshalb wäre es ratsam, die EJB-APIs zu öffnen, um eine höhere Qualität zu erzielen."

Fahrplan EJB

Bis zum Jahr 2000 will Sun die Spezifikationen der Server- Komponenten auf den nächsten Releasestand bringen:

-EJB 1.1, Codename "Moscone", Juni 1999;

-EJB-Referenzimplementierung, viertes Quartal 1999;

-EJB 1.2, Codename "Javits", erstes Quartal 2000;

-EJB 2.0, Codename "Milano", drittes Quartal 2000.