Salt Lake City: Neue Technologien streben nach dem Siegertreppchen

Olympische Spiele werden zum Testfeld für XML

01.02.2002
FRAMINGHAM (IDG) - Die Veranstalter der Olympischen Winterspiele setzen zur Systemintegration die Schlüsseltechnologien XML und Web-Services in ihrem Netz ein. Mehr als 30 verschiedene Systeme müssen dabei zusammengeführt werden.

Bei den in wenigen Tagen beginnenden Olympischen Winterspielen im amerikanischen Salt Lake City stehen nicht nur die Leistungen der Athleten auf dem Prüfstand. Auch die neuen Technologien XML (Extensible Markup Language) und Web-Services müssen zeigen, dass sie zu Höchstleistungen fähig sind.

Hinter dem olympischen Netz steht der Dienstleister Schlumberger Sema. Für den 17 Tage dauernden Wettbewerb ist laut Jason Durrant, Director of System Integration and Technology bei Schlumberger Sema, ein ungeheurer IT-Integrationsaufwand notwendig: "Wir haben drei Jahre lang daran gearbeitet." Mehr als 30 verschiedene Systeme mussten über XML miteinander verbunden werden, von den Zeitmessungsgeräten bis hin zu der speziell entwickelten Teilnehmerverwaltung.

Das Netzwerk ist über 40 verschiedene Austragungsstätten, zwei Data-Center und ein Steuerzentrum in und um Salt Lake City verteilt. "Im Wesentlichen ist das Ganze ein Netz zur Datenübertragung", erläutert Durrant die Anforderungen an die IT. "Wir berechnen ein paar Ranglisten an den einzelnen Wettkampfstätten, das Kernproblem ist aber die Verteilung der Wettbewerbsdaten in unseren Systemen."

Das Netz der Olympioniken beinhaltet 40 Applikationen, 4500 Workstations, 225 Server, 145 Unix-Maschinen und fast 51500 Kilometer Glasfaserkabel. 3000 IT-Mitarbeiter halten das System während der Spiele am Laufen.

Zum Betrieb hat Schlumberger Sema ein Händlerkonsortium gebildet, in dem Branchengrößen wie Sun, Cisco, Microsoft oder Oracle vertreten sind. Zusammengehalten werden die verschiedenen Lösungen unter anderem durch selbstentwickelte Transportprotokolle und XML.

Das Projekt begann vor über zwei Jahren, als Schlumberger Sema die Entwicklung von zwei XML-basierenden Protokollen startete, die den standardisierten Datentransport unterstützen und die Datenlieferung zwischen unterschiedlichen Systemen garantieren sollten. Das Ergebnis waren OVTP (On-Venue Transport Protocol) und QP (Queuing Protocol). Der Dienstleister entwickelte dazu noch die Spezifikation Oris+, eine XML-Darstellung für den "Olympic Results and Information Service" (Oris). Oris beschreibt, wie die Wettkampfergebnisse dargestellt werden müssen, Oris+ definiert die Inhalte der XML-Datenpakete, die dann mit den neu entwickelten Protokollen transportiert werden.

Das Modell funktioniert ähnlich wie die bei Web-Services benutzten Standards Soap (Simple Object Access Protocol) und WSDL (Web-Service Description Language). Dort übernimmt Soap den Transport und WSDL die Beschreibung der Daten.

Laut Durrant werden die Oris+-Spezifikationen innerhalb des Olympischen Komitees veröffentlicht, um sie eventuell weiterverwenden zu können. Trotzdem werden sie aber private, proprietäre Technologien bleiben.

Eine weitere notwendige Neuentwicklung für die Spiele war eine XLM-Software, die eine Schnittstelle zwischen den elf "On-Venue-Result"-Systemen herstellt, die Zeit oder Punkte erfassen. Diese Lösungen setzten auf Microsofts Windows NT und SQL Server, die Datenzentrale basiert auf Hardware von Sun und Oracle-Datenbanken. Diese Datenzentrale ist via XML an eine von Schlumberger Sema entwickelte Software namens "Info Diffusion" angebunden, die die Resultate der Wettkämpfe anzeigt, Biografien der Athleten oder Wetterinformation bereitstellt. Die Daten der Zeit- und Punkterfassungslösungen müssen darüber hinaus auch noch in das System eingespeist werden, aus dem die Fernseh- und Radiokommentatoren in Echtzeit ihre Informationen beziehen. (js)