Von den Entlassungen ist auch Deutschland betroffen

Olivetti will sich weiter personell gesundschrumpfen

17.01.1992

IVREA (CW) - Bei dem italienischen Informatikkonzern Ing. C. Olivetti & Co SpA, Ivrea, nehmen die Entlassungen kein Ende: Seit der wiedererstarkte Präsident Carlo De Benedetti vor einigen Wochen dem Unternehmen erneut personelles Abspecken verordnete, laufen die Verhandlungen mit den Gewerkschaften einmal mehr auf Hochtouren.

Das neue Jahr beginnt für die Olivetti-Mitarbeiter nicht gerade verheißungsvoll. Nach dem umfangreichen personellen Aderlaß vom vergangenen Jahr, in dem der in Ivrea ansässige Computerbauer weltweit rund 7000 Arbeitsplätze abbaute - davon allein 3000 durch eine den Gewerkschaften nach langem Kampf abgerungene Vorruhestandsregelung - , will Olivetti die Belegschaft von derzeit 47 000 Mitarbeitern 1992 um weitere 2500 Beschäftigte reduzieren.

Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge wird davon auch die Nürnberger Tochter TA Triumph-Adler AG betroffen sein, bei der rund 300 Stellen dein Rotstift zum Opfer fallen sollen, während in Spanien an die Streichung von 200 Arbeitsplätzen gedacht wird. Allein im Produktionsbereich planen die Italiener Personaleinsparungen von insgesamt gut 1350 Mitarbeitern.

Dabei ist diesmal jedoch von einer erneuten Vorruhestandsregelung nicht die Rede. Laut Carlo De Benedetti, der im Oktober letzten Jahres angesichts der desolaten finanziellen Situation seines Unternehmens die operativen Zügel bei Olivetti selbst wieder in die Hand genommen hatte, könne sich der Konzern eine derartige kostenintensive Maßnahme nicht mehr leisten.

Die letztjährigen vorzeitigen Pensionierungsprogramme hatten Olivetti insgesamt rund 240 Millionen Mark gekostet, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Die italienischen Gewerkschaften liefern sich nun - wie schon im vergangenen Jahr - mit der Geschäftsführung der Ivrea-Gesellschaft zähe Kämpfe. Ihnen muß sich zwangsläufig die Frage stellen, ob das erneute Abspecken im Personalbereich dem Unternehmen tatsächlich die von De Benedetti erhoffte Gesundung beschert, mit der der Firmenchef den Arbeitnehmervertretungen die Entlassungen schmackhaft zu machen versucht.

Die Gewerkschaften aber scheinen generell der Informatik-Branche in Italien keine allzu großen Überlebenschancen einzuräumen. Sie ersuchten nach Angaben des Eschborner Branchendienstes "vwd" jetzt nämlich die Regierung in Rom unverzüglich um einen Gesprächstermin und forderten Sofortmaßnahmen für diesen problematischen, jedoch strategisch wichtigen Industriebereich.