Gesamtübernahme gilt als möglich, um Aktivitäten neu zu organisieren:

Olivetti will Anteil an Docutel aufstocken

26.04.1985

ROM (cw) - Für 20,2 Millionen Dollar plant Olivetti ein Aufstocken der Anteile an der Docutel/Olivetti Corp. auf 54 Prozent. Derzeit sind es noch 46 Prozent, die sich die Muttergesellschaft vom Docutel-Kuchen abgeschnitten hat.

Die vorläufige Entscheidung, Mehrheitsanteile dieser Vertriebsfirma für Olivetti in den USA zu erwerben, wurde getroffen, nachdem Docutel/Olivetti starke Verluste bekanntgab. Waren es 1983 noch 18,3 Millionen, so betrug der Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits 41,9 Millionen Dollar. Auch die Verkaufsumsätze gingen deutlich zu rück: Docutel/Olivetti verzeichnete eine Abnahme in Höhe von 26 Prozent (von 221,8 Millionen auf nunmehr 163,9 Millionen Dollar). Neben Docutel/Olivetti Corp. fungiert auch die American Telephone & Telegraph, New York, als Vertriebsunternehmen für Olivetti-Produkte im US-Markt; AT&T wiederum verfügen über einen 25prozentigen Anteil an dem italienischen Unternehmen.

Docutel kaufte seinerzeit die Olivetti Corp. of America, damalige US-Marketingschiene des Rechnerherstellers, für 55 Millionen Dollar Nachdem sich die Verluste ausweiteten, wurde der Docutel-Gründer, B.J. Meredith, durch Olivetti-Manager Giovanni Fei ersetzt.

Mit dem jetzt bevorstehenden Kauf sieht die Olivetti nach eigenen Angaben die Notwendigkeit, Docutel/Olivetti ganz "unter ihre Fittiche zu bekommen", um ihre Aktivitäten neu organisieren zu können. Wie ein Olivetti-Sprecher mitteilte, sei es für zukünftige Planung "wichtig, auch den Rest der Company miteinzubeziehen, damit angestrebte Ziele erreichbarer werden".

Seit dem Zeitpunkt der Einigung mit AT&T hat Olivetti seine Marketingaktivitäten im US-Markt deutlich verstärkt. Beobachter glauben, daß eine aggressivere Marketingpolitik zu weiteren Erfolgen führen dürfte. So wurde etwa im vergangenen Jahr für 160 Millionen Dollar Olivetti-Ausrüstung an American Telephone & Telegraph verkauft. Wie Olivetti-Vorstand Carlo de Benedetti sagte, habe man durch diese Form der Zusammenarbeit "endlich den Zugang zum US-Markt gefunden". Um weitere Marktanteile in den Vereinigten Staaten zu erlangen, habe man sich in Ivrea zum Ziel gesetzt, neben AT&T weitere Unternehmen miteinzubeziehen, nicht zuletzt auch wegen der weiteren Verzweigung des Vertriebsnetzes.

Bei Docutel/Olivetti wurde die Übernahme durch Olivetti davon abhängig gemacht, wie das Board of Directors und die Aktieninhaber sich hierzu äußern. Das Board solle zunächst ein Komitee von unabhängigen Direktoren damit beauftragen, das Angebot der Übernahme eingehend zu prüfen und zusätzlich noch eine Investment-Gesellschaft für Beratungszwecke mit einzubeziehen.

Olivetti hingegen ließ verlauten, daß man bei dieser Transaktion keinerlei Schwierigkeiten sehe und davon ausgegangen werden könne, daß "eine fruchtbare Zusammenarbeit noch innerhalb der nächsten zwei Monaten möglich" sei. Bei Docutel rechnet man jedoch nicht mit einer Einigung vor diesem Sommer. Sie sei abhängig davon, wann ein Treffen der Aktieninhaber arrangiert

werden könne.

Unabhängig von diesen Transaktionen hat Olivetti sein Investmentvolumen aufgestockt, um seine 48prozentigen Anteile an der Microage Inc., Tempe, beizubehalten. Der Grund dafür ist die Ankündigung des Unternehmens, für sechs Millionen Dollar Vorzugsaktien vom privaten Kapitalmarkt zu nehmen. Neben Olivetti haben sich auch andere Investoren aus Europa und den USA für eine Aufstockung am Aktienmarkt entschieden.

Wie Jeffrey McKeever, Chairman of the Board bei Microage, mitteilte, werden die Investitionen für weiteres Kapital benötigt, um zukünftige Aufgaben durchführen zu können. Bis jetzt umfassen die geplanten Expansionen ein mehr als 10000 Quadratmeter großes Lagerhaus und eine firmeneigene Verkaufsstelle mit knapp 750 Quadratmetern Nutzfläche. Ferner wird die Ansiedlung und Eröffnung von Microage Canada Ltd. erwogen. Für diesen Schritt habe man bereits die Zustimmung der kanadischen Regierung erhalten.