Office Automation mit Document Image Processor

Olivetti: Optische Platte für OA-Integration

16.11.1984

LONDON (kul) - Allen Kassandrarufen zum Trotz setzt Olivetti auf die Zukunft des "papierlosen Büros". So kündigte der Hersteller jetzt seinen Document Image Processor an, der auch bei DV-unkundigen Führungskräften Geschmack für die Office Automation wecken soll. Speichermedium ist die optische Platte.

Bei dem neuen Produkt handelt es sich laut Anbieter weltweit um das erste vollintegrierte System, das ganze Dokumente abspeichern und auf Anfrage wiedergeben kann. Entwickelt wurde der Prozessor, der über einen Speicher von 128 GB verfügt, vom kalifornischen Hersteller Filenet Inc. Wie der Londoner Informationsdienst "Computergram" meldet, ist Filenet eines der vielen kleinen Unternehmen, an denen sich Olivetti mit Wagniskapital beteiligt hat. Dem Vernehmen nach soll auch das Europa-Announcement des jüngsten Olivetti-Kindes bevorstehen.

Der Document Image Processor ist dafür konzipiert, eine Reihe von unterschiedlichen Anwendungen unter einen Hut zu bringen. Dokument- und Textverarbeitung sind ebenso möglich wie Sessions mit einem IBM-Hostrechner. Die tragenden Säulen dieses Konzepts sind für Olivetti die Fenstertechnik und der Verbund der bis zu vier verschiedene Einheiten zu einem lokalen Netz.

Schwellenängste vor der DV im Büro abbauen

Ausgerüstet ist die integrierte Workstation mit einem 20-Zoll-Bildschirm, auf dem sich gleichzeitig zwei DIN-A 4-Dokumente nebeneinander darstellen lassen. Während diese Schriftstücke auf dem Bildschirm erscheinen, können Computergram zufolge außerdem Text- und Datenverarbeitungsanwendungen simultan ablaufen. Will der Anwender sich auf dem Bildschirm lediglich Dokumente anschauen, so soll es dafür als Option ein spezielles Terminal geben.

Besonders, so klang es in dem Announcement an, ist Olivetti daran ge(...)gen, auf der Führungsebene Schwellenängste vor der DV im Büro abzubauen. Softwareseitig soll deshalb ein Programm namens "Workflo" sogar die Verwaltung handschriftlicher Dokumente durch das System kontrollieren. Besteht also ein Benutzer darauf, nicht mit einer Tastatur zu arbeiten, sondern seine "Zettelwirtschaft" weiterzuführen, kann er - so verspricht wenigstens Olivetti - trotzdem alle Vorteile von Electronic Mail ausschöpfen.

Bei der Eingabe werden die Schriftstücke digitalisiert und jedes bekommt eine Erkennungsnummer. Kernstück der Einheit ist das Image Management System, das über maximal vier optische Speicherplatten verfügt. Zusätzlich sind 64 optische Speicherkassetten vorgesehen, von denen jede eine Kapazität von 2 GB haben soll. Das Wechseln der Platten

werde von einem roboterartigen Mechanismus besorgt.

Die maximale Zugriffszeit für eine bereits montierte optische Platte gibt Olivetti mit vier Sekunden an. Handelt es sich hingegen um einen Datenträger mit "Bibliotheksbeständen", der erst eingelegt werden muß, so könne der entsprechende Wert auf bis zu 12 Sekunden ansteigen.

Ferner gehört zu dem System die Document Printing Station, ein Laserdrucker mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von 12 Seiten pro Minute. Das Gerät eigne sich zur Wiedergabe von Text, Daten und Dokumenten.

Über den Preis gibt es vorläufig noch keine Anhaltspunkte, auch über die Herkunft der einzelnen Komponenten schweigt sich der Hersteller aus. Auf alle Fälle, so jedenfalls ein Olivetti-Sprecher, werde das System "äußerst preiswert" sein. Als primäre Zielgruppe nennt der Anbieter Geldinstitute und Großunternehmen.

Verheerend für COM?

Für Unternehmen, die bisher die Mikrofilmverarbeitung auf ihr Panier geschrieben hatten, dürfte sich ein Markterfolg des Document Image Processor allerdings verheerend auswirken: Branchenkenner glauben, daß sie dem Konkurrenzdruck nicht gewachsen sein dürften und langsam aber sicher aus dem Markt gedrängt werden.