Nachfolger kommt aus dem Mobilfunkgeschäft

Olivetti-Chef De Benedetti räumt seinen CEO-Posten

12.07.1996

In der Ernennung Caios zum alleinigen Chief Executive Officer der Olivetti-Gruppe drückt sich eine neue strategische Zielrichtung des italienischen Konzerns aus: Caio soll das Unternehmen zu einem Player im weltweiten Telecom-Geschäft machen. Der frischgebackene CEO hatte als Geschäftsführer der von Olivetti kontrollierten Omnitel Pronto Italia SpA maßgeblichen Anteil daran, daß der Konzern einen flotten Start im Mobil-Phone-Sektor hinlegte. Omnitel betreibt ein GSM-Netz für mittlerweile 300000 Teilnehmer. Als Nachfolger für Caio ist der bereits zum Führungsstab gehörende Silvio Scaglio im Gespräch.

Zu Caios neuen Aufgaben gehört aber auch die Konsolidierung der drei IT-Gesellschaften unter dem Olivetti-Dach. Im einzelnen sind das die Abteilung Systems & Services, die 1995 für rund 60 Prozent der Einnahmen verantwortlich zeichnete, sowie die auf Office-Produkte spezialisierte Olivetti Lexikon und die zuletzt verlustbringende PC-Division. Eigenen Angaben zufolge hat Olivetti während des zweiten Quartals 1996 immerhin einen Break-even im PC-Bereich erzielt. Offenbar wollen sich die Italiener künftig aber weniger stark in diesem Geschäft engagieren. Jedenfalls haben sie gerade fast ein Drittel ihrer Beteiligung an der Acorn Computer Group Plc. verkauft. Während sie zuvor 47 Prozent an dem britischen PC-Hersteller hielten, beträgt ihr Anteil jetzt nur noch 32,3 Prozent. Acorn-Chef David Lee führte diesen Rückzug auf die finanziellen Schwierigkeiten der Olivetti-Gruppe zurück.

Auch in der Olivetti-internen PC-Division hat sich etwas getan: Obschon er - zumindest vorerst - den Turnaround geschafft hatte, verließ Managing Director Corrado Passero das Unternehmen. Ersetzen wird ihn Bernhard Auer, bislang im Rang eines Vice-President für Vertrieb und Marketing der Olivetti-PCs verantwortlich. Der 55jährige gebürtige Münchner verdiente sich die ersten Sporen bei IBM und Compaq, bevor er im Oktober des vergangenen Jahres von Digital Equipment zu Olivetti stieß.

Der mit Caios Berufung eingeläutete Generationswechsel wird sich im Board des Unternehmens fortsetzen. Neben dem 60jährigen Vice-Chairman Angelo Fornasari muß auch Elserino Piol, 64 Jahre alt und bislang Chef der Olivetti Telemedia, seinen Stuhl räumen. Nur Giorgio Garuzzo bleibt als Deputy Chairman im Amt.

De Benedetti behält den Vorsitz des Board und will seinen neugewonnenen Freiraum nutzen, um über die Strategien und Partnerschaften des Konzerns zu bestimmen. Einer Meldung des New Yorker Finanzblattes "Wall Street Journal" zufolge hegt er Pläne, die bislang - über Schachtelbeteiligungen - von seiner Familie kontrollierte Olivetta SpA in ein "öffentliches" Unternehmen umzuwandeln.