Olivetti: Boersianer halten die Wende auch 1995 fuer fraglich Von Arnd Wolpers*

16.06.1995

Waehrend die Mehrzahl der italienischen Grossunternehmen die durch die Lira-Abwertung gestiegenen Exportchancen 1994 dazu nutzten, Gewinne zu erwirtschaften, gelang es der Ing. C. Olivetti & Co. SpA, Ivrea, im letzten Jahr nicht, die Verlustzone zu verlassen. Mit einem Minusergebnis von 679 Milliarden Lire uebertraf das Unternehmen selbst die negativen Prognosen der Pessimisten. 1993 hatte sich das Defizit auf 464,4 Milliarden Lire belaufen. Seit 1990 wurden keine Gewinne mehr erwirtschaftet.

Erstaunlich ist die Strukturierung des fuer das Geschaeftsjahr 1994 ausgewiesenen Verlustes: Das Betriebsergebnis fiel mit 16,7 Milliarden Lire leicht negativ aus. Allein 239 Milliarden Lire wurden fuer die Restrukturierung aufgewandt. Die Zinslast schlug mit 150 Milliarden Lire zu Buche. Hinzu kamen Devisenverluste in Hoehe von 52 Milliarden Lire sowie ein Minusbetrag von 145 Milliarden Lire (!) aus dem Wertpapiergeschaeft.

1995 wird einmal mehr als "Jahr der Wende" angekuendigt. Trotz noch einmal erwarteter Sonderaufwendungen von 150 bis 200 Milliarden Lire fuer die Restrukturierung und den Abbau weiterer 1000 Mitarbeiter hofft man, die Gewinnzone wieder zu erreichen. Waren bei Italiens groesstem IT-Konzern 1990 noch 57 000 Menschen beschaeftigt, so sank diese Zahl auf 34 000 Arbeitnehmer im vergangenen Jahr.

Beim Umsatz konnte Olivetti 1994 um 7,6 Prozent auf neun Billionen Lire zulegen. In den ersten vier Monaten des laufenden Geschaeftsjahres kletterten die Einnahmen um weitere 14 Prozent. Spitzenreiter war dabei der Bereich Drucker, in dem die Verkaufserloese durch die enge Kooperation mit Canon um 91 Prozent stiegen. Positiv entwickelte sich zudem der Bereich Systeme und Dienstleistungen. Auch das Faxgeschaeft lief auf Hochtouren.

Olivetti legt in Zukunft einen Schwerpunkt auf den Telekommunikationsmarkt und befindet sich hier auch auf Partnersuche.

Die Boerse reagierte auf die Veroeffentlichung der Olivetti-Zahlen mit Kursschwaeche. Auf dem Mailaender Parkett geht man nicht davon aus, dass das Unternehmen aus Ivrea 1995 die roten Zahlen hinter sich laesst.

*Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer die Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.