IT-Freiberufler

Ohne Spezialisierung läuft nichts

13.07.2011
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Starke Spezialisierung

Herbert Ecker, Solcom: "Den Softwareentwickler, der alle Phasen inklusive Programmieren, Testen und Kontrolle abdeckt, gibt es kaum noch."
Herbert Ecker, Solcom: "Den Softwareentwickler, der alle Phasen inklusive Programmieren, Testen und Kontrolle abdeckt, gibt es kaum noch."
Foto: Herbert Ecker, Solcom

Zum veränderten Berufsbild des Softwareentwicklers trage auch die überaus große Zahl der Softwareprodukte bei. So nehme die Spezialisierung in der Tätigkeit des Entwicklers rasant zu. Eine weitere Ursache sei die zunehmende Arbeitsteilung. Heute würde viel mehr Wert auf stärkere Phasentwicklung, Vorbereitungsarbeiten sowie das Verständnis von Anforderungen gelegt. "Den Softwareentwickler, der alle Phasen, einschließlich programmieren und testen und Kontrolle im Nachlauf abdeckt, gibt es kaum noch," erklärt Ecker. Je größer das Projekt sei, desto mehr würden sich die Aufgaben teilen. Auf der Wunschliste der Kunden ganz oben stünden zurzeit auch diejenigen Entwickler, die technisch und auch organisatorisch fit seien: "Sie werden benötigt, um Near-/ Offshoring- und Outsourcing-Projekte zu planen, zu koordinieren, zu integrieren und zu steuern." Schließlich würden in der globalen Welt nicht nur etliche Programmierjobs ins Ausland verlagert, sondern neue, qualifizierte Aufgaben entstehen. Eckers Fazit: "Aus dem Programmierer- und Tester-Job ist eine integrative und verantwortungsvolle Tätigkeit geworden."

Das sieht Dirk Bisping, Vorstand des Bundesverbands Selbständige in der Informatik BVSI ähnlich: "Die Anforderungen an Applikationsentwickler steigen, die Unternehmen erwarten ein erhebliches Verständnis für die betrieblichen Prozesse." Auch seien Sprachen und Werkzeuge, mit denen die Entwickler arbeiten, komplexer geworden. Dementsprechend müssten die Entwickler über eine gute Ausbildung, viel Erfahrung und einen klugen Kopf verfügen.

Während Anwendungsentwickler - vor dem Einsatz von Standardsoftware - hauptsächlich Konzepte und Programme geschrieben hätten, würden sie heute vornehmlich Standardapplikationen konfigurieren und an die betrieblichen Abläufe anpassen. Der BVSI-Geschäftsführer hält eine weitere Veränderung für wichtig: "In den Jahren, in denen noch mit Cobol oder PL/1 programmiert wurde, gab es in den damals großen Teams immer auch leistungsschwächere Entwickler, denen leichtere Aufgaben übertragen werden konnten." Diese Zeiten seien vorbei. Heute würden die Softwareexperten zumeist in kleineren Teams tätig sein. "Dementsprechend kommt es auf jeden Einzelnen an, jeder muss sein Fachgebiet beherrschen", betont Bisping.