Ohne IBM-Engagement nicht ueberlebensfaehig Auftragseinbruch und sinkende Margen fuehren FWU in den Ruin

21.01.1994

LUDWIGSBURG (hv) - Die FWU-Unternehmensgruppe in Ludwigsburg hat Konkursantrag gestellt. Das auf Projektgeschaefte und Body-Leasing spezialisierte Softwarehaus war bereits vor einiger Zeit ins Straucheln geraten. Eine Uebernahme durch das franzoesische Softwarehaus CGI sollte Rettung bringen. Doch zu dieser Transaktion kam es nicht mehr.

Fuer den Niedergang des ehemals florierenden mittelstaendischen Softwarehauses waren verschiedene Faktoren ausschlaggebend. So wurde das von Ex-IBMer Fred Westphal gegruendete Unternehmen von seinem groessten Kunden, der IBM selbst, im Stich gelassen. Mehr als 20 Millionen Mark Umsatz hatten die Ludwigsburger zeitweilig allein im Umfeld von Big Blue generiert, das war mehr als ein Drittel der Gesamteinnahmen.

"Der Uebergang zu einem Nach-IBM-Zustand hat grosse Muehe bereitet", resuemiert Bernd Kannapee. Im Juli letzten Jahres war der Consultant der Muenchner Unternehmensberatung Knorr, Reinsch & Partner kurzfristig ausgeliehen und als neuer FWU-Geschaeftsfuehrer eingesetzt worden.

Kannapee fuehrte die verschachtelte Unternehmensstruktur, bestehend aus einer Holding und zwei operativen Gesellschaften, wieder zu einer einzigen Firma zusammen. Die FWU sollte aufpoliert werden. Mit einer optimierten Kostenstruktur und einer verbesserten vertrieblichen Praesenz hoffte man, einen potenten Kaeufer zu finden.

Aus einer groesseren Anzahl von Interessenten blieben schliesslich die CGI sowie ein weiteres franzoesisches Softwarehaus uebrig. Beide Kandidaten zogen sich jedoch im letzten Moment wieder zurueck. Offenkundig hatte die neue CGI-Muttergesellschaft IBM ihrer Tochter einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Uns lief die Zeit davon", schildert der Trouble-Shooter. "Nach Pruefung verschiedener Varianten hatten wir eine Rettung durch Uebernahme angestrebt." Als es dazu nicht kam, sei der "freie Fall" der FWU nicht mehr aufzuhalten gewesen. Insgesamt 230 Mitarbeiter erhielten schliesslich im Dezember 1993 kein Gehalt mehr.

Ziel Kannapees war es gewesen, die "nicht mehr zeitgemaesse Kostenstruktur" des Unternehmens zu optimieren. Auch in Zeiten sinkender Margen gebe es durchaus eine Reihe von Anbietern, die im Projektgeschaeft gut zurechtkaemen. Die FWU haette nach Meinung des Managers dazugehoeren koennen, wenn sie wichtige Grundregeln beachtet haette. Zu diesen zaehlten der Aufbau eines moeglichst breiten Kundenstamms, eine angemessene Eigenkapitalbasis sowie ein "sauberes zeitnahes Controlling".