Neuer Bericht von Forrester

Offshoring: Europäer zögern nach wie vor

11.04.2008
Spezielle Kundenanforderungen und Einreisebestimmungen machen es den indischen Offshore-Anbietern nicht leicht, in Kontinentaleuropa Fuß zu fassen.

Abgesehen von Großbritannien, wo mittlerweile auch kleine und mittlere Firmen Offshoring-Services aus Indien nutzen, schrecken die Unternehmen in Europa nach wie vor davor zurück, Aufgaben in Niedriglohnländer wie Indien auszulagern. "Bislang registrieren wir nur wenige große Deals auf dem Kontinent. Die meisten Anwender probieren noch aus, die Akzeptanz der Offshore-Services verläuft sehr schleppend", fasst Sudin Apte, Analyst bei Forrester Research, die Ergebnisse seiner Studie zusammen.

Angesichts der drohenden Rezession in den USA haben die indischen Outsourcer verstärkt den kontinentaleuropäischen Markt verstärkt ins Visier genommen und hier auch schon einige größere Aufträge an Land gezogen. Allerdings, räumt Apte ein, entfallen auf die USA nach wie vor mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes. Das Business in Europa ist noch nicht groß genug, um den befürchteten Rückgang im Geschäft mit US-amerikanischen Finanzdienstleistern auffangen zu können.

Die paneuropäischen Unternehmen machen es den Offshore-Anbietern auch nicht gerade leicht. So bevorzugen viele Firmen Service-Provider, die über eine starke lokale Onsite-Präsenz in ihrem Land verfügen, auch wenn Arbeiten wie die Anwendungsentwicklung keine großen Sprachkenntnisse voraussetzen. Einige indische Anbieter - etwa Infosys - sind auch schon mit eigenen Niederlassungen in Europa vertreten. Aber während US-amerikanische und britische Unternehmen ihre Systeme bewusst offshore-tauglich gestalten, verlangen manche auf dem Kontinent Anwender ansässigen Firmen sogar, dass ihr Provider die landestypischen Geschäftspraktiken komplett übernimmt.

Erschwerend kommt hinzu, dass indische IT-Dienstleister in vielen europäischen Ländern Probleme haben, ihre Mitarbeiter für längere Zeit beim Kunden vor Ort einzusetzen, gibt Apte zu bedenken. Mit Ausnahme von Deutschland sei es schwer, entsprechende Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen.

Auf der anderen Seite ist es den Unternehmen in Europa durchaus bewusst, dass sie Aufgaben in Niedriglohnländer verlagern müssen, vor allem um Kosten einzusparen. "Wenn die Firmen erst einmal Offshore-Projekte mit 30 bis 40 Leuten in Angriff genommen haben, werden sie diese auch zügig ausbauen", glaubt der Experte. (sp)