Analyse von Gartner

Offshoring: Die Russen kommen

12.12.2007
Indien ist zwar nach wie vor das Offshore-Land Nummer eins, aber je nach Anforderungen haben andere Regionen kräftig aufgeholt.

Den Marktforschern und Beratern von Gartner zufolge werden die Offshoring-Ausgaben europäischer Anwender im kommenden Jahr um mehr als 60 Prozent zulegen. Viele Unternehmen stehen daher vor der Aufgabe, sich für Standorte zu entscheiden, die ihren jeweiligen Bedingungen am besten gerecht werden. Um ihnen bei der Auswahl zu helfen, hat Gartner 30 Länder nach ihrer Eignung als Offshore-Standort bewertet: "Natürlich hat jedes Unternehmen unterschiedliche Anforderungen an Standortfaktoren. Die Studie soll Manager aber bei der Entscheidung unterstützen, welches Land das richtige für ihre Organisation ist", erklärt Ian Marriott, Research Vice President bei Gartner. Das Fazit der Analyse: Insgesamt bietet Indien nach wie vor die besten Offshore-Bedingungen. Aber auch Länder wie China, Russland und Brasilien entwickeln sich zu zuverlässigen Alternativen.

Die Experten analysierten die Länder nach den Kriterien Sprache, Unterstützung durch die Regierung, verfügbare Arbeitskräfte, Infrastruktur, Bildungssystem, Kosten, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, kulturelle Gemeinsamkeiten, Reifegrad hinsichtlich Globalisierung und Rechtssystem sowie Datensicherheit und Schutz geistigen Eigentums. Danach sind die besten Offshore-Länder in Nord- und Südamerika: Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Kanada, Mexiko und Uruguay. Vor allem für US-amerikanische Anwender sind diese Regionen interessant. Im Asien-Pazifik-Raum schnitten neben Indien Australien, China, Malaysien, Neuseeland, Pakistan, die Philippinen, Singapur, Sri Lanka und Vietnam am besten ab.

In Emea (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) nannten die Analysten Irland, Israel, Nordirland, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Südafrika, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine und Ungarn. Speziell die osteuropäischen Staaten sind aufgrund der vielfältigen Sprachkenntnisse gut geeignet, den wachsenden kontinentaleuropäischen Markt zu bedienen. Russland besticht vor allem durch die hohe Verfügbarkeit an qualifizierten Arbeitskräften sowie durch sein Bildungssystem, das ansonsten nur bei den langjährigen EU-Mitgliedsstaaten und Israel gute Note erhielt. Die günstigsten Länder in Europa sind Rumänien, die Slowakei, die Ukraine und Russland. Allerdings, betonten die Analysten, sind Löhne und Gehälter, Immobilienpreise und die Kosten für Kommunikation in Emea einem ständigen Wandel unterzogen. Und mit Ausnahme von Russland verfügten nur wenige Emea-Länder über eine nennenswerte Zahl an lokalen Service-Providern, die ihre Dienste auch in Ausland aktiv anböten.

In einer zweiten Ländergruppe fasste Gartner 35 Regionen zusammen, die ebenfalls als Offshore-Standorte in Frage kommen, es aber nicht in die "Top 30" geschafft haben. Dabei handelt es sich um Staaten, die dabei sind, ein entsprechendes Umfeld für investitionswillige Unternehmen zu schaffen beziehungsweise in denen Provider ihren Sitz haben, die ihre Dienste auch im Ausland auf den Markt bringen. Auch Kuba gilt als ernst zu nehmender Kandidat, da der Inselstaat über ein vergleichsweise gutes Bildungssystem verfügt. (sp)