Offshoring: Deutsche Firmen bleiben zurückhaltend

31.10.2007
Die hiesigen Unternehmen beauftragen lieber inländische IT-Outsourcing-Partner, als Aufgaben in Offshore-Regionen zu verlagern.

Bei der Outsourcing-Nutzung liegt Deutschland mittlerweile an zweiter Stelle in Europa. Laut einer repräsentativen Befragung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim lassen derzeit gut 64 Prozent der hiesigen Unternehmen IT-Dienstleistungen ganz oder teilweise von externen Anbietern erbringen. Die Verlagerung von IT-Aufgaben über die Landesgrenzen hinweg ist allerdings nach wie vor selten. Dementsprechend nachlässig geben sich die hiesigen IT-Dienstleister in punto Offshore-Kapazitäten.

Laut ZEW-Umfrage nehmen bislang nur sechs Prozent der auslagernden Unternehmen IT-Services aus Offshore- oder Nearshore-Regionen in Anspruch. Und die wenigen Firmen, die es tun, bevorzugen dabei klar die europäischen Nachbarländer gegenüber klassischen Niedriglohnregionen wie Indien. "Die Anwender setzten beim Bezug ihrer IT-Dienstleistungen auf regionale Nähe", fasst Irene Bertschek, Forschungsleiterin am ZEW, zusammen. Eine Ausnahme ist die IT- und TK-Branche. Mehr als zwölf Prozent dieser Unternehmen beziehen auch Dienstleistungen aus dem Ausland.

Das Institut befragte rund 4300 Firmen des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors. Diese beiden Bereiche weisen mit 71 Prozent beziehungsweise 63 Prozent eine besonders hohe Auslagerungsintensität auf. Am beliebtesten ist dabei das Outsourcing bei Banken und Versicherungen (83 Prozent) sowie bei Chemiekonzernen (81 Prozent). Am unteren Ende der Skala liegen die IT/TK-Branche mit 48 Prozent und die Verkehrsdienstleister mit 46 Prozent.

Die Outsourcing-Bereitschaft steigt mit der Anzahl der Beschäftigten des Anwenders. Zudem hängt sie von der Art der IT-Dienstleistung ab. So lagern gut 49 Prozent der befragten Unternehmen die Installation von Hard- und Software zumindest teilweise aus, gefolgt von Programmierleistungen mit 45 Prozent. Mit IT-bezogener Beratung und Planung beauftragen 42 Prozent der Firmen externe Anbieter, beim Management oder dem Betrieb der IT-Infrastruktur sind es 31 Prozent. Application Service Providing (ASP) nehmen hingegen nur knapp 14 Prozent der Unternehmen in Anspruch. (sp)