Online-Office von Microsoft

Office Online – Das können Word, Excel & PowerPoint im Browser

29.06.2014
Von 
Woody Leonhard ist Senior Contributing Editor bei der CW-Schwesterpublikation InfoWorld.
Word Online und Excel Online sind erstaunlich leistungsstark. PowerPoint Online dagegen schwächelt deutlich. Unser Test verrät alle Stärken und Schwächen von Office Online von Microsoft.

Vor dem Februar 2014 war „Office Online“ nur der Name einer Webseite, die Microsoft genutzt hat, um Templates, Clip-Arts und andere hilfreiche Ergänzungen für Microsoft Office bereit zu stellen. Mittlerweile ist Office Online aber eine Sammlung von Browser-Apps – darunter Word Online, Excel Online, Powerpoint Online und andere Dienste wie Outlook.com, Kalender, OneNote Online und ein Social-Network-Hub namens People. In diesem Test konzentrieren wir uns allerdings auf die drei Hauptprogramme – Word, Excel und Powerpoint Online – und klären, wie sie sich im Vergleich zu den Windows-Desktop-Varianten schlagen.

Office Online funktioniert mit jeder aktuellen Version von Internet Explorer, Firefox, Chrome und Safari. Für den Privatgebrauch ist es kostenlos nutzbar. Nutzer von Office 365 bekommen automatisch Lizenzen, mit denen sie die Office-Apps auch geschäftlich nutzen können.

Es ist vermutlich wenig überraschend, dass Office Online eindeutige Vorzüge vor Google Drive oder iWork hat, wenn es um Kompatibilität zu traditionellen Office-Dokumenten geht. Doch auch Microsoft Office Online scheitert ab und zu an einfachen Doc-Dateien…

Bekannte Fassade

Optisch ähnelt Office Online Microsoft Office 2013 – inklusive der Ribbon-Multifunktionsleiste. Die Meinungen über die Ribbons mögen auseinander gehen, doch in Office Online erfüllt die Ribbon-Leiste ihren Zweck anstandslos. Auch wenn sie leider ein bisschen viel Platz auf dem Bildschirm für sich beansprucht.

Um ein bestehendes Dokument in Office Online bearbeiten zu können, müssen sie es zunächst auf Microsofts Online-Speicher OneDrive hochladen. OneDrive funktioniert ähnlich wie Google Drive, integriert sich dabei aber in Ihren Windows Explorer. In Windows 8.1 ist OneDrive sogar schon vorinstalliert. Genauso wie in Google Drive können Sie in OneDrive verschiedene Ordner anlagen und verwalten. Der erste Dämpfer kommt allerdings schon beim Öffnen einer Datei in Word oder Powerpoint Online: Dazu müssen Sie zunächst auf die gewünschte Datei in OneDrive doppelklicken, dann in einem separaten Schritt „Dokument bearbeiten“ wählen und dann nochmals „In Word Online bearbeiten“ bzw. „In Powerpoint Online bearbeiten“ auswählen. Aus irgendeinem Grund ist dieses Prozedere für Excel Online nicht nötig.

Das Drucken einer Datei funktioniert wiederum relativ einfach – wenn auch nicht so vielseitig wie in Google Docs. Wählen Sie in einer Office-Online-App „Drucken“ und die App erstellt ein PDF. Mit einem weiteren Klick können Sie dieses PDF im PDF-Viewer Ihres Browsers öffnen und dann über den Browser drucken. Nicht besonders elegant, aber es funktioniert.

Gute Textverarbeitung

Microsoft Word Online hat von allen bekannten Online-Textverarbeitungs-Tools die wohl beste Feature-Ausstattung. Von großzügiger Schrift-Formatierung, zahlreichen Paragraphen-Vorlagen und noch mehr Optionen diese selbst anzupassen, bis hin zu exzellenter Tabellenunterstützung, Hyperlinks, Headern, Footern, Seitenzahlen und Fußnoten ist alles mit dabei – und funktioniert auch angenehm problemlos.

Trotz allem werden Sie den Unterschied zum Desktop-Word durchaus bemerken – denn in der Online-Variante fehlen eine ganze Menge andere Dinge. Zum Beispiel können bereits existierende Stilvorlagen in Word Online nicht verändert werden; mathematische Funktionen in Tabellen werden nicht unterstützt; und Textboxen oder andere Formen gibt es nicht. Wenn Sie ein Dokument mit Textboxen, Formen, SmartArt und ähnlichem öffnen, können Sie die Objekte zwar sehen, sie lassen sich aber weder bewegen, noch in ihrer Größe verändern oder anderweitig editieren. Bilder lassen sich skalieren, aber nicht per Drag and Drop verschieben, beschneiden oder mit Bildunterschriften versehen. Auch Makros funktionieren in Word Online nicht. Verlinkte und eingebettete Bilder sowie ActiveX-Controls erscheinen zwar als Platzhalter, man kann aber nichts anderes mit ihnen anstellen, als sie zu löschen.

Die Autokorrektur – die beispielsweise aus „udn“ ein „und“ macht – funktioniert automatisch, egal ob Sie es wollen oder nicht. Allerdings lassen sich einzelne Änderungen mit der Tastenkombination Strg+Z auch wieder rückgängig machen. In der aktuellsten Version von Word Online funktioniert die „Suchen & Ersetzen“-Funktion gut, weist aber ein paar Unterschiede zur gleichen Funktion in der Word-Desktop-Variante auf. Wer zum Beispiel nach „^p“ in Desktop-Word sucht, bekommt einen markierten Paragraphen angezeigt – in Word Online leider nicht. Zudem markiert Word Online fehlerhafte Wörter im Text zwar mit einer roten Linie, allerdings beherrscht es noch keine Grammatikregeln. Fuß- und Kopfnoten werden in Word Online gut umgesetzt, auch Seitenränder können einfach verändert und angepasst werden. Glücklicherweise verwandelt Word Online auch nicht einfach URLs und E-Mail-Adressen in Hotlinks – Sie können also ganz einfach „www.pcwelt.de“ in Ihren Text eintippen, ohne dass es gleich blau und unterstrichen wird. Ordinale werden ebenfalls nicht automatisch hochgestellt.

Word Online verfügt nicht über das Navigationspanel der Desktop-Edition – die Arbeit mit größeren Dokumenten kann also schnell zur Qual werden. Auch an anderer Stelle fehlen einige Feinheiten: Es gibt weder horizontale noch vertikale Raster, es lassen sich keine Lesezeichen oder Verweise setzen, und auch Spalten und Silbentrennung wurden wegrationalisiert. Word Online besitzt keinen Zoom, kann nicht mehrere Seiten nebeneinander anzeigen, keine automatischen Inhaltsverzeichnisse anlegen und keine Serienbriefe erstellen. Immerhin: PDF-Dokumente lassen sich mit Word Online öffnen – und mit mal mehr mal weniger Erfolg in .docx-Dokumente konvertieren. Doch um aus einem Word-Dokument ein PDF zu erstellen, müssen Sie es zuerst über OneDrive „drucken“. Auch normale .doc-Dateien werden zunächst in .docx konvertiert, bevor Sie sie bearbeiten können.

Wenn Sie es gewöhnt sind, mit Word 2013 zu arbeiten, werden Sie sich bei Word Online relativ schnell zu Hause fühlen. Ein optisch wie inhaltlich ansprechendes Dokument zu erstellen, kann aber schnell zu einer Herausforderung werden. Ohne Stile, Navigationspanel, das Nachverfolgen von Änderungen und das Hinzufügen von Wörtern ins Wörterbuch kann Sie Word Online schnell auf die Palme bringen. Makros hingegen dürften insgesamt weniger Nutzer vermissen. Kurzum: Für den normalen, täglichen Gebrauch dürfte Word Online ausreichen.