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Offene Fragen nach IBM's PwC-Consulting-Kauf

02.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie objektiv kann ein Buchprüfer sein, der von seinem Kunden 2,7 Milliarden Dollar in bar erhalten hat? Mit dieser Frage beschäftigen sich nach der geplanten Übernahme von PwC Consulting durch IBM (Computerwoche online berichtete) viele Aktionäre von Big Blue. Sie fordern, dass sich das Unternehmen nach dem Kauf einen neuen Wirtschaftsprüfer suchen soll.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft selbst sieht ihre Unabhängigkeit durch den Verkauf der Beratungssparte nicht beeinträchtigt. Big Blue betonte, obwohl der Fall heikel sei, wolle man als großer und komplexer Konzern auf die langjährige Erfahrung von PwC sowie auf das Wissen der Auditoren um das Unternehmen und die Branche nicht verzichten. Auch die SEC gab den Armonkern ihren Segen. Man habe keinerlei Bedenken, solange ein anderer Auditor die Transaktion prüfe, teilte Robert Herdman, Chef der Börsenaufsicht, IBM diese Woche in einem Schreiben mit.

Vor knapp zwei Jahren, als Hewlett-Packard 18 Milliarden Dollar für PwC Consulting geboten hatte, sah der Fall dagegen anders aus. Der damalige SEC-Chairman hatte dem Konzern seinerzeit geraten, den Buchprüfer zu wechseln. HP folgte der Empfehlung, mit Beginn der Konjunkturschwäche musste das Unternehmen jedoch sein Angebot reduzieren und schließlich die Übernahme abblasen.

Die US-Börsenaufsicht begründete die offenkundig widersprüchliche Entscheidung mit gravierenden Unterschieden zwischen den beiden Deals: So hätte PwC seine Beratungssparte inzwischen wegen der wachsenden Bedenken über mögliche Interessenskonflikte völlig vom Buchprüfungsgeschäft getrennt. Außerdem honorierte die SEC den Umstand, dass PwC im Gegensatz zu den Vereinbarungen mit HP keine Aktien erhalten soll. (mb)