Ökonomische Nische

09.05.1980

WIEN (to) - Mit der Errichtung einer Spezialindustrie für gewisse Halbleiterbauelemente ist nach Meinung einer Forschungsgruppe der Technischen Universität Wien eine "geradezu Ideale Wachstumsindustrie" auch für Österreich in Sicht. Hier scheint sich eine Art Darwinsches Prinzip zu vollziehen: das Überleben durch die evolutionäre Anpassung an einen konkurrenzfreien Lebensbereich, die ökologische Nische.

Wie die Nachrichtenagentur VWD mitteilt, wurden am 26. März Forschungsergebnisse und wirtschaftliche Ziele einer möglichen Industrialisierung Österreichs im DV-Bereich vor Journalisten erörtert. Dabei kamen wirtschaftliche Vorteile der Halbleiterelektronikindustrie zur Sprache, wie die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze, ihre Umweltfreundlichkeit, der verhältnismäßig geringe Energiebedarf und der Umstand, daß sie kaum rare Rohstoffe verbrauche.

Der starken Konkurrenz speziell seitens Japans und der USA glaubt Österreich durch das Anpeilen spezieller Sparten ausweichen zu können. Im Zusammenhang mit den innereuropäischen Bestrebungen einer von diesen Ländern unabhängigen Halbleiterindustrie steigen die Chancen des Donaustaates wettbewerbsfähig zu werden.

Halbleiter und Elektronik sind schon seit acht Jahren ein Schwerpunkt der Forschungsförderung des Fonds, der gemeinsam mit der Rektorenkonferenz ausgewählt wurde. Von 1972 bis 1978 wurden hierfür 28 Millionen österreichische Schillinge aufgewendet, für den Zeitraum 1978 bis 1983 sind 36 Millionen Schillinge vorgesehen.

Von einer "Akademikerschwemme" ist hier angesichts stagnierender Hörerzahlen keine Rede. Daß Absolventen derzeit noch vielfach ins Ausland abwandern, hofft man durch Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit Hilfe des kommenden Forschungsorganisationsgesetzes sowie durch mehr spezialisierte Industriearbeitsplätze in Österreich (derzeit maximal 1000) in Zukunft in den Griff zu bekommen.