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Oberster US-Kartellhüter rügt zu scharfes Vorgehen gegen Microsoft

08.06.2004

Bei seinem Berufungsantrag gegen die Kartellentscheidung der EU-Kommission (Computerwoche.de berichtete) erhält Microsoft überraschend Schützenhilfe vom obersten Wettbewerbshüter der USA, Hewitt Pate. Der Chef der Kartellabteilung im US-Justizministerium, der zeitgleich mit Microsofts Berufung nach Brüssel gekommen ist, erklärte Presseberichten zufolge, in der Behandlung von marktbeherrschenden Unternehmen gingen die Ansätze von USA und Europa deutlich auseinander. Grund dafür sei ein unterschiedlicher Standard, um zu beurteilen, ob solche Unternehmen Schaden verursachen können. So wies Pate darauf hin, dass es in den USA auch marktbeherrschenden Unternehmen erlaubt wird, sich aggressiv am Wettbewerb zu beteiligen. "The competitor, having been urged to compete, shouldn't been turned upon when he wins", zitierte der stellvertretende US-Generalstaatsanwalt für

Kartellfragen einen Spruch des berühmten US-Bundesrichters Learned Hand aus dem Jahr 1945. Pate lobte die Zusammenarbeit der beiden Antitrust-Behörden in anderen Punkten, etwa im Kampf gegen weltweite Preiskartelle.

Die EU-Kommission hatte im vergangenen März befunden, Microsoft habe seinen Windows Media Player illegal mit dem Betriebssystem gekoppelt und außerdem sein Desktop-Betriebssystemmonopol missbraucht, um sich den Weg in den Markt für Workgroup-Server zu ebnen. Die Brüsseler Behörde hatte Microsoft zu einer Geldstrafe von 497,2 Millionen Euro verurteilt und Maßnahmen verhängt, die den Wettbewerbsvorteil des Herstellers im Bereich Media Player und Server-Software reduzieren sollen. Am heutigen Dienstag hat die Gates-Company nun - wie erwartet - Berufung gegen das Urteil eingelegt. (mb)