Oberpfalz: Bodenständigkeit als Erfolgsfaktor

15.10.2004
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

Jährlich schließen rund 1200 Absolventen aus den Studiengängen Wirtschaftsinformatik, Informatik, Elektrotechnik, Mathematik und Physik ihr Studium ab. "Die jetzigen Absolventen hatten hervorragende Studienbedingungen. Anfangs waren es nur 20 Studenten pro Semester", betont Josef Pösl, Professor für Software-Systemtechnik an der FH Amberg. "Wir arbeiten bei Praktika und Diplomarbeiten eng mit Firmen aus dem Umkreis zusammen", so Pösl weiter. Auch außerhalb Regensburgs sind IT-Unternehmen angesiedelt, wie Witron in Parkstein (Software für Logistiksysteme) oder Samhammer in Weiden (Call-Center-Software).

Niedrige Gehälter

Neben der guten Ausbildung gilt auch die Mentalität der Oberpfälzer als großes Plus der Region. "Die Leute hier sind bodenständig, engagiert, motiviert und identifizieren sich stark mit ihrem Unternehmen", betont IHK-Mann Götz. Vogler von IT Inkubator bestätigt dies: "Das Personal hier ist wesentlich solidarischer mit dem Unternehmen als anderswo." Zudem sei das Gehaltsniveau in der Oberpfalz bei gleicher Qualifikation niedriger als etwa in München. Durch die niedrigeren Lebenshaltungskosten und den größeren Erholungseffekt im eher ländlichen Gebiet eigne sich die Oberpfalz sehr gut für Familien.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und vor allem seit der EU-Osterweiterung ist die Oberpfalz von der Peripherie in den Mittelpunkt Europas gerückt. "Die Oberpfalz ist auf dem Weg zum Drehkreuz in Europa", so Rudolf Reger, Wirtschaftsreferent beim Landratsamt Schwandorf. Er bezieht sich dabei auf das Autobahnkreuz A93/A6 in Wernberg-Köblitz: Die A6 ist Teil der E50, die Paris mit Prag verbindet und mit Waidhaus den größten Autobahnübergang zu Tschechien einschließt. Die räumliche Nähe zu Tschechien sieht Reger eher als Vorteil für die oberpfälzischen Firmen. "Sie können Teile der Produktion oder Routinearbeiten ins billigere Tschechien auslagern oder mit tschechischen Firmen kooperieren und dadurch auf dem globalen Markt einen Wettbewerbsvorteil erringen. Leider fallen diese Arbeitsplätze aber hier weg beziehungsweise werden nicht geschaffen." Allerdings befänden sich neue Absatzmärkte "unmittelbar vor der Haustür", so

Reger.

Die Wachstumsprognose für die neuen EU-Länder liegt zwischen 4,5 und 5,5 Prozent bis 2010 und damit doppelt so hoch wie für die alten EU-Länder. Ähnlich sieht das Götz: "Insbesondere bei Hard- und Software ist Bedarf in Osteuropa vorhanden, der Modernisierungsprozess birgt hier großes Potenzial für Oberpfälzer Firmen."