Der Pfad zum Mainframe ist mit einigen Steinen gepflastert:

Ob Koax oder nicht entscheidet sich beim Hersteller

27.06.1986

Soll ein Personalcomputer mit einem Host, Mainframe oder Minicomputer verbunden werden, so sind einige Untersuchungen und Entscheidungen notwendig. Ausschlaggebend dabei ist, daß ein solcher "Entscheidungsbaum" nur für Verbindungen zu den Mainframes und Microcomputern gilt, die dem IBM-3270-Kommunikationsmodell folgen.

Einige Maschinen anderer Hersteller verwenden ebenfalls ein IBM-Bisync- oder SDLC-Protokoll für Kommunikationen, aber viele tun das nicht. Die Verbindung zu DEC- oder Wang-Systemen ist zum Beispiel eine völlig unterschiedliche Aufgabe. Die Verknüpfung eines Mikros mit einem DEC-System kann schnell durch den Einsatz von Kommunikationsprodukten, die ein DEC-Terminal emulieren, hergestellt werden. Nach einer spezialisierten Karte für die entsprechende Verbindung zum Wang muß allerdings gesucht werden.

Netzwerk-Gateway simuliert Controller

Steht nun beispielsweise der Anschluß an den Host a la IBM an, muß bestimmt werden, ob der Mainframe lokal oder entfernt ist. Denn Nähe bedingt einen großen Unterschied in der erreichbaren Verbindungsgeschwindigkeit und in der Art der elektrischen Verbindung, die eingesetzt werden muß.

Ist der Host lokal stationiert, verzweigt sich der "Entscheidungsbaum" zu den Koaxkabel-Alternativen hinunter. Ist das System dagegen weiter entfernt, dann muß über Telefonleitung Zugang zum Mainframe gesucht werden. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Ein Ja als Antwort auf die Frage nach dem lokalen Host führt direkt zur Frage nach lokalen Netzwerken. Sind die Mikros durch ein lokales Netz verbunden, ist der effizienteste Pfad zum Host über ein Netzwerk-Gateway, das den IBM-3274-Netzwerk-Controller simuliert. Sind die PCs nicht an das LAN angeschlossen, muß geprüft werden, ob Koaxkabel vom Mainframe in die Nähe der Mikros verlegbar sind und ob Erweiterungsslots in den PC verfügbar sind.

Das Verlegen von Koaxkabeln kann kostspielig sein. Fehlen die Koaxverbindungen, ist es eher sinnvoll, einen Protokollkonverter als Terminal-Emulationskarte einzusetzen. Ein anderer Anreiz, der für diese Mikro-Mainframe-Verbindung spricht, liegt darin, daß die Nutzung von Koaxkabeln auch den Verlust eines wertvollen Erweitungsslots im PC bedeutet, da die Koaxverbindung eine Adapterkarte erforderlich macht. Sind dann keine Slots mehr frei, muß entweder der PC rekonfiguriert werden, oder die Entscheidung fällt gleich zugunsten der Protokollkonverter. Eine solche Kommunikationslösung kann einen sehr ökonomischen Weg zur Lösung des Mikro-zu-Mainframe-Problems darstellen.

Wenn Koaxkabel zwischen dem Mainframe und den Mikrocomputern vorhanden sind oder die Installation erschwinglich ist, so daß alle betroffenen PC über einen freien Slot verfügen, kann nun aus einer großen Zahl von 3270-Interfacekarten gewählt werden. Adapterkarten für die 3270-Protokollfamilie werden von Unternehmen wie DCA, Quadram, AST, CXI, Foe und IBM vertrieben.

Kehrt man jetzt am "Entscheidungsbaum" zu der Frage nach einem lokalen Host zurück, und ist das Host-System nicht lokal, muß eben der beste Weg gefunden werden, die Telefonleitung mit einer Fülle von Daten vollzustopfen. Die Menge der Daten, die gesendet werden muß, ist stark von der Zahl der PC abhängig, die angeschlossen werden sollen. Sind es nur drei oder vier Mikrocomputer, kann es durchaus ökonomischer sein, ein Konto bei einem außenstehenden Träger wie Tymnet oder Compuserve zu eröffnen. Für den Anwender ergibt sich damit der Vorteil der Geschwindigkeitskonversion zwischen Host und Terminaleinheiten sowie der Konversionen unterschiedlicher Kommunikationsprotokolle - ähnlich den Funktionen eines Protokollkonvertes.

Die Rechnung für Value-added-Dienstleistungen kann pro Minute wachsen, wenn eine Menge Daten übermittelt werden müssen. Daher kann es besser sein, eigene Fern-Verbindungen zu erstellen, obwohl Betrachtungen zu Investition und Wartungskosten der Lösung mit einem Value-added-Netzwerk einigen Anreiz verleihen können.

Ist das Datenaufkommen hoch und sind mehrere Terminals vorhanden, dann sollte die Kommunikation unter Einsatz von synchronen Modems und sehr schnellen Kommunikationskreisen in Betracht gezogen werden. Diese Verbindung ist von der Einrichtung eines "Modem-Pools" und Kommunikationsanordnungen am Host-Ende abhängig. Synchrone Modems arbeiten normalerweise mit einer Geschwindigkeit von zwischen 1,2 und 9,6 KBits pro Sekunde. Die schnellsten Modems beruhen auf gemieteten Vollzeit-Telefonleitungen, doch die Miete dieser Leitungen kann teuer sein. Die Entscheidung zwischen der Erstellung eigener Verbindungen und der Benutzung eines Value-added-Netzwerkes ist oft Gegenstand intensiver Kosten/Nutzen-Analysen. Intern synchrone Modems, die mittlerweile für den Mikro verfügbar sind, übernehmen die EBCDIC-ASCII-Konvertierung und Aufgaben der Terminal-Emulation.

Kann der Datenverkehr zu einem entfernten Host über Modemleitungen mit 1200 oder 2400 Bit pro Sekunde zufriedenstellend geregelt werden, taucht wiederum der Protokollkonverter als mögliche Antwort und Alternative auf das Verbindungsproblem auf. In diesem Fall würde der Protokollkonverter in der Nähe des Host eingesetzt und die Verbindungen über normale asynchrone Modems hergestellt, die auf Telefonleitungen mit Sprachqualität arbeiten. Das gestattet die simultane Verbindung von mehreren PC zum Host bei Geschwindigkeiten bis zu 2400 bps (Bits pro Sekunde).

Diese Ebene der PC-Host-Verbindung gestattet dem Mikro, als entferntes Terminal zwar, vernünftig zu arbeiten und vielleicht einfache Files auszutauschen, aber die Probleme des Downloading von Daten in einer Form, die in PC-Programmen genutzt werden kann, und umgekehrt, stehen nach wie vor im Raum. Und: Im Bereich der Anwendungsprogramme wartet eine weitere Ebene der Mikro-zu-Mainframe-Herausforderung.