Business APIs sollen Standard werden

OAG: Wir sind keine Handlanger der SAP

06.12.1996

"SAP zwingt einem offenen Gremium die eigene Technik als Industriestandard auf", interpretiert die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" Aussagen von SAPs Technologie-Marketier Günter Tolkmit, wonach er die hauseigenen Business APIs (BAPIs) bei der OAG als Vorschlag einreichen wolle.

Tolkmit fühlt sich mißverstanden: "Wir sind ein normales Mitglied der OAG und haben dort dasselbe Stimmrecht wie unsere Konkurrenten." Der BAPI-Vorschlag werde den regulären Prozeß durchlaufen müssen, während dessen er durchaus abgelehnt werden könnte.

Der Internet-Boom habe diese Schnittstellen so dringend erforderlich gemacht, daß man nicht auf mögliche OAG-Standards habe warten wollen. Nun stelle man der Organisation die Ergebnisse zur Verfügung.

Diese Darstellung stützt auch OAG-Chef Paul Margolis, der zuvor mit Tolkmit gesprochen hatte. Nach ersten Kontakten mit anderen Mitgliedern erwartet Margolis, daß der SAP-Vorschlag wohlwollend aufgenommen wird. Allerdings würden vermutlich Modifikationen an den Schnittstellen gefordert, um den Mitbewerbern die Integration der BAPIs zu erleichtern.

Tom Gormley, Analyst bei Forrester Research, beurteilt die Sachlage anders: "Ob OAG oder nicht, aufgrund ihrer Marktmacht wird die SAP ihre Technik in jedem Fall als Industriestandard durchsetzen." Solche Aussagen überschätzen laut Margolis die Macht der SAP. Weltweit liege der Marktanteil der Walldorfer lediglich bei 25 bis 30 Prozent. Außerdem weist Margolis darauf hin, daß die SAP bei den BAPIs schon jetzt alle bislang existenten OAG-Vorgaben eingehalten habe.