Bewegungseffekt nach 6 Wochen verpufft

Nutzer von "Pokémon Go" werden schnell wieder faul

14.12.2016
Das Augmented-Reality-Spiel "Pokémon Go" macht Spaß und animiert die Nutzer zu mehr Bewegung an der frischen Luft, heißt es immer wieder. Eine Studie scheint das nun zu widerlegen: Bei den meisten Teilnehmern einer in den USA durchgeführten Untersuchung war der gesundheitsfördernde Bewegungseffekt schnell verpufft.

Mehr Bewegung durch "Pokémon Go"? Ein Trugschluss, wie eine in den USA durchgeführte Studie der Havard T.H. Chan School of Public Health zeigt. Zwar zeigten sich die Teilnehmer der Studie - knapp 1.200 Besitzer eines iPhone 6 (Plus), die über die Jobplattform Amazon Mechanical Turk angeheuert wurden und zwischen 18 und 35 Jahren alt sind - gleich nach Installation des Smartphone-Spiels bewegungsfreudiger als zuvor. Nach sechs Wochen war der Effekt in der Regel jedoch verpufft, berichten die Studienautoren auf "BMJ".

Erfahrene Pokémon-Jäger wissen, wo sie hin müssen
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Foto: KeongDaGreat - shutterstock.com

Legten die "Pokémon Go" spielenden Probanden in den vier Wochen vor Installation des Smartphone-Games noch durchschnittlich 4.256 Schritte pro Tag zurück, so waren es in Woche Eins nach Installation durchschnittlich 5.123 Schritte, aber in Woche Sechs nur noch durchschnittlich 3.985 Schritte. In der Vergleichsgruppe von Nichtspielern blieb die Schrittzahl unverändert bei durchschnittlich etwa 4.200 Schritten pro Tag. 2.500 zusätzliche Schritte pro Tag werden laut Studieautoren für einen gesundsheitsfördernden Effekt empfohlen.

Studie hat eingeschränkte Aussagekraft

Entgegen der allgemeinen Erwartung, dass ein Augmented-Reality-Spiel wie das von Niantic die Nutzer zu mehr Bewegung animiere und dadurch ihre Gesundheit fördere, falle der positive Effekt des "Pokémon Go"-Spielens in den meisten Fällen nur moderat aus, schreiben die Studienautoren. Der Zuwachs in der täglichen Schrittzahl der Spieler bestehe meist nur anfänglich und bleibe in der Folge nicht erhalten. Beim Spielen von "Pokémon Go" bestünden zudem Gesundheitsrisiken, etwa durch Verletzungen oder Verkehrsunfälle.

Die Studienautoren weisen allerdings auch darauf hin, dass ihre im Sommer dieses Jahres ermittelten Ergebnisse nicht repräsentativ seien: Beispielsweise sei im Untersuchungszeitraum nicht die Schrittzahl der Teilnehmer gemessen worden, die ohne das iPhone in der Hand oder Tasche absolviert wurden, und die Probandenauswahl auf junge Menschen in den USA begrenzt gewesen. Bei Kindern könnten die Ergebnisse ganz anders ausfallen, und andere das Wohlbefinden steigernde Effekte wie sozialer Austausch und gute Laune beim Spielen wurden nicht berücksichtigt.

Erklärungen für den nachlassenden Bewegungsradius könnte zunehmende Langeweile oder größere Erfahrung der Spieler sein. Der Entwickler Niantic wird unter anderem dafür kritisiert, zu wenig neuen Content und von den Nutzern geforderte sinnvolle Funktionen einzuführen. Erfahrene Spieler wissen mit der Zeit auch, wo viele seltene Pokémons sind, und warten sitzend oder stehend einfach ab, bis diese vorbeikommen und gefangen werden können.

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