COMPUTERWOCHE-Gehaltsstudie

Nur wenige verdienen mehr

01.06.2004
Üppige Gehaltszuwächse gehören auch im Mittelstand der Vergangenheit an, Spezialisten müssen froh sein, wenn sie das Niveau des Vorjahres halten können. Mitarbeitern großer Firmen geht es auch nicht viel besser.

ZUM ZWEITEN MAL haben die Vergütungsexperten der weltweit tätigen Unternehmensberatung Towers Perrin die Einkommen der Mitarbeiter in mittelständischen Unternehmen untersucht, und zwar auch im Vergleich zu ihren Kollegen in großen Firmen.

So verdient ein Einsteiger im IT-Beratungsumfeld bei einem Unternehmen mit weniger als 300 Millionen Euro Umsatz ein Grundgehalt von 41 000 Euro. Sein Zielgehalt ist rund zehn Prozent höher und liegt bei 45 000 Euro. Damit steht auch schon der erste Sieger der diesjährigen Gehaltsrunde fest. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies nämlich beim Grundgehalt ein Plus von über zehn Prozent. Das Zieleinkommen hat sich allerdings nicht verändert.

Das Grundgehalt umfasst alle Gehaltsbestandteile, die nicht durch die Leistung beeinflusst werden. Ein 13. oder 14. Monatsgehalt sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld sind also eingeschlossen. Das Zielgehalt hingegen bildet die Summe aus dem Grundgehalt und variablen Bestandteilen wie Provisionen, Gewinnbeteiligungs-, Managementoder Leistungs-Boni.

Vergütungsexperte Dirk Ewert von Towers Perrin erklärt das so: In der Boomphase der IT vor wenigen Jahren stellten gerade mittelständische Unternehmen Quereinsteiger und junge Leute ohne Hochschulabschluss ein. Notgedrungen, weil sie sich die wenigen studierten Informatiker nicht leisten konnten und die jungen Experten ihrerseits oft wenig Interesse zeigten, bei einem kleinen Arbeitgeber einzusteigen. Schließlich wussten sie, dass in den Konzernen sehr gute Gehälter auf sie warteten. Nun aber können auch die Mittelständler angesichts der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt auf gut ausgebildete IT-Fachleute zugreifen, die sie nicht mehr allzu üppig honorieren müssen.

Außerdem haben die Gehälter sich angenähert. Zum Beispiel erreicht in einem großen Betrieb mit über 300 Millionen Euro Umsatz der IT-Junior ein ähnlich hohes Gehalt wie im Mittelstand, nämlich durchschnittlich 42 000 Euro Grund- und 45 000 Euro Zielgehalt. So verdient ein junger Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung sowohl im Mittelstand als auch beim großen Betrieb 44 000 Euro im Jahr, und im Projekt-Management beträgt der Unterschied 1000 Euro (44 000 Euro Mittelstand, 45 000 Euro Konzern).

Im Vertrieb kommen die Nachwuchskräfte in kleinen IT-Unternehmen sogar besserwegals in großen. Allerdings ist der Unterschied zwischen Grundund Zielgehalt bei kleinen Unternehmen mit über 50 Prozent sehr groß. Das bedeutet: Bei einem vergleichsweise mageren Basiseinkommen von 37 000 Euro (im Konzern sind es 36 000 Euro) kann der Verkäufer im Durchschnitt 58 000 Euro verdienen (im Konzern 53 000) - was eine fast zehnprozentige Gehaltserhöhung gegenüberdemVorjahr bedeutet. Towers-Perrin-Vergütungsberater Ewert erklärt die unterschiedliche Politik damit, dass die kleineren Firmen ein höheres Geschäftsrisiko tragen und danach trachten, die Fixkosten möglichst niedrig zu halten. „Kleine Firmen übertragen ihren Beschäftigten mehr Verantwortung als große“, sagt Ewert. Konsequenz sei, dass die Gehälter stärker an das Ergebnis und die Geschäftsentwicklung gekoppelt seien. Die Großen könnten auf einen breiteren Kundenstamm bauen, dadurch seien das Risiko und in der Folge auch der variable Anteil geringer.

Kaum mehr für die Fachleute

Wie stellt sich nun die Situation der Mitarbeiter mit einigen Jahren Berufserfahrung dar? Solche Berater erreichen in kleinen Unternehmen im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 69 000 Euro. Der variable Anteil macht dabei 13 Prozent aus. In großen Firmen verdienen sie durchschnittlich 68 000 Euro. Auch im Projekt-Management liegt der erfahrene Mitarbeiter im Mittelstand mit 68 000 Euro vor seinem Kollegen im großen Betrieb, der sich am Jahresende 67 000 Euro freuen kann. Auch den erfahrenen Verkäufern geht es im Mittelstand - vorausgesetzt, die Geschäfte laufen gut -, besser als in Konzernen. Dank dem hohen variablen Anteil von fast 50 Prozent können die Vertriebler im Mittelstand rund 90 000 Euro durchschnittlich erzielen, was einem Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

IT-Fachleute wie Entwickler, Datenbank- und Netzspezialisten verdienen um einiges weniger als Berater und Verkäufer und konnten nur einen minimalen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Darüber hinaus schneiden die Technikpositionen im Mittelstand schlechter ab als in großen Betrieben. So kommen die Juniorprogrammierer und Nachwuchs- Netzspezialis-ten auf ein durchschnittliches Salär von etwa 42 000 Euro (Vorjahr 41 000 Euro), wobei der variable Anteil zehn Prozent ausmacht. Der Datenbankexperte muss sich mit 32 000 Euro, also dem gleichen Einkommen wie im vergangenen Jahr, begnügen.