Studie zum Bekanntheitsgrad und zur Akzeptanz elektronischer Medien

Nur wenige Deutsche haben sich via PC etwas zu sagen

04.10.1996

Immer mehr Dienstleistungen werden, wie es in der Studie "Media Vision" heißt, durch Multimedia-Systeme übernommen. So wie der Geldautomat den ersten Schritt auf dem Weg zur Verlagerung aller Bankgeschäfte auf eine durchgängig elektronische Basis darstellte, an dessen Ende vielleicht die Vision vom Homebanking via Internet steht, hat generell die rasante Entwicklung in der IT- und Kommunikations-Technik - verbunden mit einem stetigen Preisverfall bei Hard- und Software - zu einem Multimedia-Boom geführt.

Doch wie reagieren die Konsumenten auf diese digitale Revolution, auf die dramatisch steigende Informationsflut und auf die sich ständig ändernden Technologien? Wie ist die künftige Akzeptanz neuer Dienstleistungen einzuschätzen? Emnid und das Fraunhofer- Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation haben in einer repräsentativen Umfrage unter den Bundesbürgern Schlagworte wie Bankautomaten und Homebanking, TV- und Online-Shopping, Multimedia-Kioske sowie Videotext und interaktives Fernsehen unter die Lupe genommen.

Prinzipiell ergab sich: Ein gutes Drittel der Bundesbürger sind daran interessiert, technische Neuheiten auszuprobieren. Erwartungsgemäß läßt jedoch das Interesse mit steigendem Alter stark nach und ist in der Regel besonders ausgeprägt bei Personen mit einem höheren Schulabschluß.

Internet jedem zweiten Bundesbürger bekannt

Eine konkrete Nutzenvorstellung von elektronischer Kommunikation und elektronischem Handel ist in der Bevölkerung indes bislang nur schwach vertreten. Nur ein Fünftel der Befragten würde gerne per Computer mit anderen Menschen in der Welt kommunizieren.

Wie sieht es nun aber mit den Begrifflichkeiten im einzelnen aus? Immerhin schon jeder zweite Bundesbürger (59 Prozent) hat bereits etwas vom Internet gehört. Für 37 Prozent aller Deutschen ist das Wort des Jahres 1995, "Multimedia", ein Begriff. Erkennbare Trends wie das elektronische Zahlungsmittel "Digi-Cash" oder der Vorbote des digitalen Fernsehens, die Set-Top-Box, sind in der Bevölkerung hingegen noch nahezu unbekannt. Aufgeklärter präsentierte sich indes die Altersgruppe der 14- bis 29jährigen, der Begriffe wie Internet, CD-ROM und Multimedia größtenteils geläufig sind. Das enorme Medieninteresse am Internet hat allerdings mit dazu beigetragen, daß beispielsweise bereits ein Viertel aller Deutschen mit dem Schlagwort Online-Shopping etwas anfangen kann. Immerhin 21 Prozent kennen, wie es in der Studie weiter heißt, den elektronische Katalog auf CD-ROM.

Trotzdem werden nach Einschätzung des Fraunhofer-Instituts und von Emnid die Vorteile multimedialer Anwendungen teilweise (über)betont. Während sich das Internet explosionsartig entwickelt und sich die internationalen Medienriesen für das neue Online- Zeitalter rüsten, ist der Markt immer weniger überschaubar. Fragen wie die nach der kommerziellen Nutzbarkeit und Sicherheit der Netze werden in der Öffentlichkeit immer heftiger diskutiert. Fazit der Studie: Da es in der Bevölkerung noch am Verständnis für neue Online-Techniken mangelt, sind Investitionen nicht nur aufgrund fehlender Standards, verschiedener Konzepte und einem häufig nur schwer erfaßbarem wirtschaftlichem Nutzen der Anwendungen mit einem Risiko behaftet.